Coronavirus erreicht Europa: Zwei Fälle in Frankreich bestätigt

Das neue Coronavirus hatte sich in große Teile Asiens und in die USA
ausgebreitet. Nun hat der Erreger Europa erreicht: In Frankreich
wurden zwei Fälle der dadurch verursachten Lungenkrankheit bestätigt.

Paris (dpa) - Das aus China stammende neue Coronavirus hat Europa
erreicht. In Frankreich wurden zwei Fälle der dadurch verursachten
Lungenkrankheit bestätigt, wie die französische Gesundheitsministerin
Agnès Buzyn am Freitagabend mitteilte. Demnach traten die beiden
Erkrankungen in Bordeaux und in Paris auf. Die Regierung werde alles
unternehmen, um eine Ausbreitung des Erregers einzudämmen, sagte
Buzyn.

In Bordeaux handele es sich um einen 48-jährigen Mann, der über Wuhan
aus China zurückgekehrt sei. Er werde im Krankenhaus behandelt und
stehe unter Quarantäne, erklärte Buzyn. Er sei seit seiner Ankunft in
Frankreich mit rund zehn Personen in Kontakt gewesen. Zu dem
Patienten in Paris, der ebenfalls unter Quarantäne hospitalisiert
ist, äußerte sich die Ministerin zunächst nicht. Buzyn riet allen
Reisenden, die aus China kommen, bei den kleinsten Anzeichen von
Atemschwierigkeiten und Fieber sofort zu reagieren. Sie sollten dann
aber nicht eigenmächtig ins Krankenhaus gehen, sondern einen Notruf
wählen.

Die ersten Fälle der Erkrankung waren Anfang des Jahres in der
chinesischen Stadt Wuhan aufgetreten. In China liegt die Zahl
nachgewiesener Infektionen den Behörden zufolge derzeit bei rund 900.
Mehr als 25 der Patienten sind gestorben, zumeist ältere Menschen mit
Vorerkrankungen. Nachweise wurden auch aus vielen anderen asiatischen
Ländern wie Japan, Thailand, Vietnam, Singapur und Taiwan gemeldet.

In den USA waren bis Freitag zwei Fälle bestätigt worden - in Seattle
und Chicago. Die USA kündigten an, das Personal ihres
Generalkonsulats und deren Familien aus Wuhan abzuziehen. Die
Anordnung erfolge wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus, der
logistischen Probleme durch das beschränkte Transportwesen und der
«überwältigten Krankenhäuser» der Stadt, sagte ein
Botschaftssprecher.

Um die Ausbreitung zu bremsen, hat China bereits in mehr als zehn
Städten der schwer betroffenen Provinz Hubei mit insgesamt mehr als
40 Millionen Einwohnern die Bewegungsfreiheit der Menschen stark
eingeschränkt. Nah- und Fernverkehr wurden gestoppt, Ausfallstraßen
gesperrt. Zudem sollen in der Öffentlichkeit Schutzmasken getragen
werden.

Ärzte in Wuhan äußerten den Verdacht, dass sich schon wesentlich mehr

Menschen angesteckt haben als offiziell zugegeben. Auch sei weitaus
mehr Krankenhauspersonal betroffen als die derzeit offiziell
bekannten 15 Mitarbeiter. «Es lassen sich infizierte
Krankenhausmitarbeiter in fast allen größeren Krankenhäusern in Wuhan

finden», sagte ein Arzt der Hongkonger Zeitung «South China Morning
Post».

Staatsmedien berichteten, in der 11-Millionen-Metropole Wuhan werde
ein neues Krankenhaus mit 1000 Betten errichtet - in nur sechs Tagen.
Die Gebäude werden demnach aus vorproduzierten Bauteilen
zusammengesetzt. Das Krankenhaus soll ab dem 3. Februar die ersten
Patienten aufnehmen. In Wuhan gibt es besonders viele Infektionen,
weil das Virus dort - vermutlich auf einem Markt - von einer
Wildtierart auf den Menschen übersprang.