Ameos-Beschäftigte gehen ab Montag in unbefristete Streiks

Seit Monaten streiten Ärzteschaft und Personal mehrerer
Ameos-Kliniken mit der Geschäftsführung um bessere Arbeitsbedingungen
und mehr Geld. Jetzt wollen sie in unbefristete Streiks treten.
Worauf müssen sich Patientinnen und Patienten einstellen?

Magdeburg (dpa/sa) - Im Streit um die Arbeitsbedingungen bei Kliniken
des Konzerns Ameos in Sachsen-Anhalt verschärfen Ärzte und
Pflegepersonal den Arbeitskampf. Von Montagmorgen an rufen die
Gewerkschaften Verdi und Marburger Bund zu unbefristeten Streiks auf,
wie die Organisatoren am Freitagabend mitteilten. Dabei soll jeweils
zwischen sechs Uhr morgens und 22 Uhr abends gestreikt werden.

Betroffen sind die Standorte Aschersleben-Staßfurt, Bernburg,
Schönebeck und Haldensleben. Verdi rechnet damit, dass 600 bis 700
Pflegerinnen und Pfleger pro Tag die Arbeit niederlegen. Der
Marburger Bund wollte im Vorfeld keine Prognosen abgeben.

Patientinnen und Patienten müssen sich darauf einstellen, dass
geplante Operationen verschoben werden, sagte der zuständige
Verdi-Bereichsleiter Bernd Becker. Die Notfallversorgung soll
allerdings abgesichert werden. Zwar habe Ameos eine entsprechende
Vereinbarung nicht unterzeichnet. Ärzte und Pflegepersonal hätten
jedoch ein Interesse daran, die Versorgung von Notfällen abzusichern.

Ameos versicherte, dass über die Notfälle hinaus auch die reguläre
Versorgung der Patientinnen und Patienten gesichert sei. Zu
getroffenen Vorbereitungen und der Wahrscheinlichkeit von
OP-Verschiebungen wollte sich Geschäftsführer Lars Timm im Vorfeld
nicht äußern.

An den betroffenen Krankenhäusern schwelt seit Monaten ein Konflikt
zwischen dem Betreiber Ameos und den Angestellten. Die Gewerkschaften
fordern einen Tarifvertrag. Ameos lehnt Verhandlungen bisher ab und
sieht in Tariflöhnen eine Gefahr für den Fortbestand der
Krankenhäuser.

Bereits im November hatte es erste Warnstreiks gegeben. Verdi wirft
Ameos vor, in Folge dessen mehrere fristlose Kündigungen
ausgesprochen zu haben und mit Massenentlassungen zu drohen. Der
Gesundheitskonzern streitet das ab und begründete die Kündigungen mit
Erlösausfällen. Zuletzt kritisierten auch zahlreiche Landespolitiker
aller Parteien bis hin zu Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne
(SPD) den Umgang von Ameos mit den Beschäftigten.

Wie lange die unbefristeten Streiks dauern, ist offen. Laut
Verdi-Sprecher Becker könnten sie nur unterbrochen werden, wenn die
Angestellten nicht mehr streiken wollten oder Ameos ein
verhandlungsfähiges Angebot vorlege. «In Hildesheim und Osnabrück
haben die Kollegen elf Wochen gebraucht, um Ameos dazu zu bewegen»,
sagte Becker.

Zuvor hatte Verdi per Urabstimmung über unbefristete Streiks
abstimmen lassen. Mehr als 92 Prozent der Verdi-Mitglieder an den
betroffenen Standorten beteiligten sich, fast 100 Prozent waren
dafür. Auch beim Marburger Bund ging die Abstimmung mit hoher
Zustimmung zugunsten der Arbeitskampfmaßnahme aus.

Die Streikbereitschaft sei hoch, sagte eine Sprecherin des Marburger
Bundes, der die Ärzteschaft vertritt. Es herrsche eine hohe
Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen, die Fluktuation steige
an. So dürften keine Überstunden geschrieben werden, Ameos verlange
Arbeitszeiten, die gegen gesetzliche Regelungen verstießen. Mit Blick
auf die Entgelte und Freizeitausgleichsregelungen des Tarifvertrags
bekämen die Ärztinnen und Ärzte schätzungsweise ein Fünftel wenig
er.