Kreise: Bayer könnte im Glyphosat-Streit 10 Milliarden Dollar zahlen

Die Hoffnung auf einen Vergleich im Streit um die angeblichen
Krebsgefahren des glyphosathaltigen Unkrautvernichters beflügeln den
Aktienkurs des Leverkusener Konzerns.

New York (dpa) - Spekulationen über einen nahenden
Milliardenvergleich im Glyphosatstreit haben den Aktienkurs des
Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer beflügelt. Mit einem Kursplus
von mehr als 3 Prozent gehörte das Unternehmen am Freitagvormittag zu
den größten Gewinnern im Dax.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte am Donnerstagabend unter
Berufung auf mit den Vergleichsverhandlungen vertraute Personen
berichtet, dass der Leverkusener Konzern den seit Jahren schwelenden
Streit um angebliche Krebsgefahren von Unkrautvernichtern mit dem
Wirkstoff Glyphosat in den USA möglicherweise für zehn Milliarden
Euro beilegen könne.

In einigen Diskussionen hätten Bayer-Anwälte gesagt, das Unternehmen
werde acht Milliarden Dollar für die Lösung der aktuellen Fälle
beiseite legen und zwei Milliarden für künftige Klagen reservieren,
berichtete Bloomberg. Den Kreisen zufolge stehe die Summe aber noch
nicht fest und könne sich im Zuge der Gespräche ändern.

Ein Bayer-Sprecher wollte sich nicht zu dem genannten Volumen äußern.
Er betonte gegenüber der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aber, dass
die Mediation «gewissenhaft und zielorientiert» fortgesetzt werde.
Einen Zeitplan gebe es dabei ebenso wenig wie die Gewissheit für ein
Gelingen.

Erst in der vergangenen Woche hatte der in dem Rechtskonflikt um
angebliche Krebsgefahren von Unkrautvernichtern mit dem Wirkstoff
Glyphosat vermittelnde Mediator Ken Feinberg sich «verhalten
optimistisch» gezeigt, dass innerhalb etwa eines Monats eine Einigung
erzielt werden könnte.

Bayer hatte sich 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf
des US-Saatgutriesen Monsanto immense Rechtsrisiken ins Haus geholt.
Die ersten drei US-Prozesse wegen angeblich krebserregender
Unkrautvernichtungsmittel von Monsanto hatte Bayer verloren und hohe
Schadenersatz-Urteile kassiert. Der Konzern hat die Schuldsprüche
jedoch angefochten und erhielt in einem Berufungsverfahren zuletzt
Unterstützung von der US-Regierung, deren Umweltbehörde EPA das
umstrittene Pflanzengift Glyphosat nicht als krebserregend einstuft.

Die meisten Analysten erwarten, dass sich der Konzern über kurz oder
lang auf einen milliardenschweren Vergleich mit den zahlreichen
Klägern in den USA einigt. Darauf dringen auch die zuständigen
Gerichte.

Im Falle einer Einigung sehen zahlreiche Analysten - je nach Höhe der
Entschädigungssumme an die Kläger - noch deutlich Luft für den
Aktienkurs. So schätzte Alistair Campbell vom Investmenthaus Liberum
vor einer Woche, dass immer noch eine Belastung von rund 25
Milliarden Euro in den Aktienkurs eingepreist sei, was mehr sein
dürfte als Bayer am Ende wohl zahlen wolle und vielleicht werde.

Laut Einschätzung des Analysten Daniel Wendorff von der Commerzbank
würde bei Investoren eine Einigung im Bereich um die 10 Milliarden
Dollar vermutlich gut ankommen, wobei es natürlich auch auf die
Details ankomme. Zudem wollten die Anleger das Thema endlich vom
Tisch haben.