Lungenkrankheit: Acht neue Todesopfer in China - 830 Infektionen

Das Coronavirus in China breitet sich weiter aus. In der Umgebung von
Wuhan sind weitere Städte von schweren Einschränkungen betroffen. Die
Weltgesundheitsorganisation sieht keinen Grund, eine Notlage
auszurufen. Bundesgesundheitsminister Spahn mahnt zu Besonnenheit.

Peking (dpa) - Der neuen Lungenkrankheit in China sind
acht weitere Menschen zum Opfer gefallen. Insgesamt sind demnach
nun 26 Todesfälle durch Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen

worden, wie Behörden in China am Freitag mitteilten. Die Zahl der
bekannten Infektionen stieg im Vergleich zum Vortag von 644 auf 830
Fälle an. 

Im Kampf gegen die Krankheit hatte China am Donnerstag kurz vor dem
chinesischen Neujahrsfest rund 20 Millionen Menschen praktisch unter
Quarantäne gestellt. Die Behörden riegelten die
11-Millionen-Metropole Wuhan ab, in der die meisten Fälle aufgetreten
sind. Die Gesamtzahl der Städte, die einschließlich Wuhan von sta
rken
Einschränkungen betroffen waren, stieg bis Freitag von fünf auf
mindestens acht. So teilten auch Lichuan, Xianning und Huangshi mit,
Buslinien und anderen Nahverkehr zu stoppen. Alle betroffenen Städte
liegen in der Provinz Hubei. 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sah am Donnerstagabend keinen
Grund, eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite
auszurufen. «Es ist nicht der richtige Zeitpunkt», sagte der
Vorsitzende des Notfallsausschusses, Didier Houssin. Er verwies
darauf, dass es im Ausland bislang nur wenig Fälle gebe, und dass
China bereits selbst weitreichende Vorkehrungen getroffen habe. 

WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, China habe diejenigen
Maßnahmen getroffen, die es für angemessen halte. «Wir hoffen, dass
sie effektiv und von kurzer Dauer sind», sagte er. Die WHO empfehle
keinerlei Reise- oder Handelsbeschränkungen. Das Auswärtige Amt
in Berlin riet aber dazu, nicht notwendige Reisen in die betroffenen
Gebiete zu verschieben. Das Risiko für deutsche Reisende in Wuhan
werde als «moderat» eingeschätzt.

Die WHO nehme den Ausbruch extrem ernst, sagte WHO-Chef Tedros. «Es
ist noch keine Notlage von internationaler Tragweite, aber das kann
es noch werden», sagte er. 

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mahnte einen besonnenen Umgang
mit der neuen, in China ausgebrochenen Lungenkrankheit an. «Wir
nehmen das sehr ernst, wir sind wachsam, aber mit kühlem Kopf auch
gleichzeitig», sagte der CDU-Politiker am Donnerstagabend in den
ARD-«Tagesthemen». Man stehe im täglichen Austausch mit Experten.
«Ich finde eben auch wichtig, dass wir das insgesamt so einordnen,
dass wir dann auch mit der nötigen Ruhe rangehen können.» 

Spahn lobte die Informationspolitik der chinesischen Regierung.
Anders als bei der großen Sars-Epidemie, der vor 17 Jahren in China
Hunderte Menschen zum Opfer fielen, funktioniere der Austausch der
internationalen Gemeinschaft und auch China gehe transparenter als
vor einigen Jahren damit um. Daher könne man sich besser darauf
vorbereiten. Spahn meinte, es sei wichtig, die Krankheit einzuordnen
und wies auf die Grippe hin, an der in Deutschland jedes Jahr rund
20 000 Menschen stürben. «Auch das ist eben ein Risiko, das wir jeden

Tag haben.» Bei der neuen Lungenkrankheit sei das Infektionsgeschehen
im Vergleich dazu milder.

Laut chinesischen Behördenangaben von Freitag starb ein weiterer
Patient außerhalb der besonders stark betroffenen Provinz Hubei, zu
der auch die Stadt Wuhan gehört. Der Todesfall wurde demnach in der
nordöstlichen Provinz Heilongjiang gemeldet. Bereits am Vortag war
ein Todesfall in der nördlichen Provinz Hebei bekannt geworden.

Die meisten Todesopfer waren ältere Menschen mit Vorerkrankungen. In
den meisten chinesischen Provinzen sind mittlerweile
Infektionen bekannt. In einzelnen Fällen wurde das Virus auch schon
bei Patienten in anderen Ländern wie Thailand und den USA
nachgewiesen.

Die Gesundheitsbehörden in Südkorea meldeten am Freitag zum zweiten
Mal eine Infektion mit der im benachbarten China ausgebrochenen neuen
Lungenkrankheit gemeldet. Betroffen sei ein 55 Jahre alter
Südkoreaner, teilten die Koreanischen Zentren für Krankheitskontrolle
und Prävention am Freitag mit. 

Der Mann kehrte demnach am Mittwoch von einem Arbeitsaufenthalt in
der Wuhan zurück, wo der Ursprung des Ausbruchs vermutet wird. Am
Donnerstag wurde der erste nachgewiesene Fall in Singapur bekannt.
Japan meldete sechs Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio
einen zweiten Fall. Der Mann in seinen 40ern stamme aus Wuhan, teilte
das Gesundheitsministerium am Freitag mit. Der Mann sei zu Besuch in
Japan. Er werde in einem Krankenhaus in Tokio behandelt, hieß es.

In Europa ist bisher kein Fall bekannt. Eingeschleppte Einzelfälle
der neuen Lungenkrankheit sind deutschen Infektionsspezialisten
zufolge aber auch hierzulande «wahrscheinlich». Grund zur Besorgnis
gebe es aber nicht, teilte die Deutsche Gesellschaft
für Infektiologie mit. Kliniken bereiteten sich aktuell vor, um auf
diese Fälle schnell reagieren zu können.