Lungenkrankheit: Sieben neue Todesopfer in China - 830 Infektionen

Das Coronavirus in China breitet sich weiter aus. In der Umgebung von
Wuhan sind weitere Städte von schweren Einschränkungen betroffen. Die
Weltgesundheitsorganisation sieht keinen Grund, eine Notlage
auszurufen. Bundesgesundheitsminister Spahn mahnt zu Besonnenheit.

Peking (dpa) - Der neuen Lungenkrankheit in China sind sieben
weitere Menschen zum Opfer gefallen. Insgesamt sind demnach
nun 25 Todesfälle durch Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen

worden, wie Chinas Nationale Gesundheitsbehörde am
Freitag mitteilte. Die Zahl der bekannten Infektionen stieg
im Vergleich zum Vortag von 644 auf 830 Fälle an. 

Im Kampf gegen die Krankheit hatte China am Donnerstag kurz vor dem
chinesischen Neujahrsfest rund 20 Millionen Menschen praktisch unter
Quarantäne gestellt. Die Behörden riegelten die
11-Millionen-Metropole Wuhan ab, in der die meisten Fälle aufgetreten
sind. Die Gesamtzahl der Städte, die einschließlich Wuhan von sta
rken
Einschränkungen betroffen waren, stieg bis Freitag von fünf auf
mindestens sieben. So teilten auch Lichuan und Xianning mit,
Buslinien und anderen Nahverkehr zu stoppen. Alle betroffenen Städte
liegen in der Provinz Hubei. 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sah am Donnerstagabend keinen
Grund, eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite
auszurufen. «Es ist nicht der richtige Zeitpunkt», sagte der
Vorsitzende des Notfallsausschusses, Didier Houssin. Er verwies
darauf, dass es im Ausland bislang nur wenig Fälle gebe, und dass
China bereits selbst weitreichende Vorkehrungen getroffen habe. 

WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, China habe diejenigen
Maßnahmen getroffen, die es für angemessen halte. «Wir hoffen, dass
sie effektiv und von kurzer Dauer sind», sagte er. Die WHO empfehle
keinerlei Reise- oder Handelsbeschränkungen. Das Auswärtige Amt
in Berlin riet aber dazu, nicht notwendige Reisen in die betroffenen
Gebiete zu verschieben. Das Risiko für deutsche Reisende in Wuhan
werde als «moderat» eingeschätzt.

Die WHO nehme den Ausbruch extrem ernst, sagte WHO-Chef Tedros. «Es
ist noch keine Notlage von internationaler Tragweite, aber das kann
es noch werden», sagte er. 

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mahnte einen besonnenen Umgang
mit der neuen, in China ausgebrochenen Lungenkrankheit an. «Wir
nehmen das sehr ernst, wir sind wachsam, aber mit kühlem Kopf auch
gleichzeitig», sagte der CDU-Politiker am Donnerstagabend in den
ARD-«Tagesthemen». Man stehe im täglichen Austausch mit Experten.
«Ich finde eben auch wichtig, dass wir das insgesamt so einordnen,
dass wir dann auch mit der nötigen Ruhe rangehen können.» 

Spahn lobte die Informationspolitik der chinesischen Regierung.
Anders als bei der großen Sars-Epidemie, der vor 17 Jahren in China
Hunderte Menschen zum Opfer fielen, funktioniere der Austausch der
internationalen Gemeinschaft und auch China gehe transparenter als
vor einigen Jahren damit um. Daher könne man sich besser darauf
vorbereiten. Spahn meinte, es sei wichtig, die Krankheit einzuordnen
und wies auf die Grippe hin, an der in Deutschland jedes Jahr rund
20 000 Menschen stürben. «Auch das ist eben ein Risiko, das wir jeden

Tag haben.» Bei der neuen Lungenkrankheit sei das Infektionsgeschehen
im Vergleich dazu milder.

Laut Behördenangaben von Donnerstag starb in China ein Patient am
Mittwoch in der nördlichen Provinz Hebei. Es sei der erste Todesfall
außerhalb der Provinz Hubei. Jedoch war der 80-Jährige Mann zuvor zu
Besuch bei Verwandtschaft in Wuhan. Die meisten Todesopfer waren
ältere Menschen mit Vorerkrankungen. In den meisten chinesischen
Provinzen sind mittlerweile Infektionen bekannt. 

In einzelnen Fällen wurde das Virus auch schon bei Patienten in
anderen Ländern wie Thailand und den USA nachgewiesen. Am Donnerstag
wurde der erste nachgewiesene Fall in Singapur bekannt. Japan meldete
sechs Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio einen zweiten
Fall. Der Mann in seinen 40ern stamme aus der chinesischen Metropole
Wuhan, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit. Der Mann sei
zu Besuch in Japan. Er werde in einem Krankenhaus in Tokio behandelt,
hieß es.

In Europa ist bisher kein Fall bekannt. Eingeschleppte Einzelfälle
der neuen Lungenkrankheit sind deutschen Infektionsspezialisten
zufolge aber auch hierzulande «wahrscheinlich». Grund zur Besorgnis
gebe es aber nicht, teilte die Deutsche Gesellschaft
für Infektiologie mit. Kliniken bereiteten sich aktuell vor, um auf
diese Fälle schnell reagieren zu können.