Umfrage: Viele Klinikärzte fühlen sich überlastet

Berlin (dpa) - Vielen Klinikärzten machen laut einer Umfrage
wachsender Zeitdruck und bürokratische Aufgaben zu schaffen. Knapp
die Hälfte der Befragten (49 Prozent) gibt an, häufig überlastet zu
sein, wie die am Donnerstag vorgestellte Studie der Ärztegewerkschaft
Marburger Bund ergab. Jeder zehnte geht demnach sogar ständig über
seine Grenzen hinaus. Drei Viertel (74 Prozent) sehen sich wegen der
Arbeitszeitgestaltung in der eigenen Gesundheit beeinträchtigt, etwa
mit Schlafstörungen oder häufiger Müdigkeit. Zuerst berichteten die
Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstag) über die Umfrage.

«Die Arbeitsbedingungen in den Kliniken müssen sich grundlegend
verbessern», sagte die Vorsitzende des Marburger Bunds, Susanne
Johna. Nur dann seien Patienten so zu versorgen, wie es ärztlichen
Vorstellungen entspreche. «Wer auf Dauer an seinen eigenen Ansprüchen
scheitert und keine Zeit hat für Gespräche mit Patienten, für
kollegialen Austausch und nach der Arbeit für Familie und Freunde,
fängt irgendwann an, die eigene Tätigkeit in Frage zu stellen.»

Laut Umfrage sind 25 Prozent der Ärzte nach eigenem Bekunden täglich
drei Stunden mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt, die über die rein
ärztliche Tätigkeit hinausgehen - etwa mit Datenerfassung. Mehr als
vier Stunden am Tag kostet dies demnach 35 Prozent der Mediziner. Für
die Studie beteiligten sich im September und Oktober 2019 rund 6500
angestellte Ärzte an einer Online-Befragung.

Auch die Kliniken forderten Entlastung von Verwaltungstätigkeiten.
«Es sind oft sinnlose Bürokratiearbeiten, die die Ärzte von ihrer
eigentlichen Arbeit am Patienten abhalten», kritisierte die Deutsche
Krankenhausgesellschaft. Derzeit müssten zudem 3500 Arztstellen
aufgrund von Personalmangel unbesetzt bleiben.