Drei neue Todesfälle durch Lungenkrankheit in China

Das Coronavirus in China breitet sich weiter aus. Im Vergleich zum
Vortag ist die Zahl der nachgewiesenen Infektionen erneut deutlich
angestiegen. Viele Chinesen fühlen sich an die große Sars-Pandemie
erinnert.

Peking (dpa) - Der neuen Lungenkrankheit in China sind drei weitere
Menschen zum Opfer gefallen. Insgesamt sind demnach nun neun
Todesfälle nachgewiesen worden, wie Chinas Staatsrat am Mittwoch
berichtete. Die Zahl der bekannten Infektionen mit dem Coronavirus
stieg im Vergleich zum Vortag um mehr als 100 auf 440 Fälle an.

Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am
kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Übertragung des Virus. Bei
der größten jährlichen Völkerwanderung sind einige Hundert Millione
n
Chinesen unterwegs.

Gesundheitsexperten warnten vor besonders ansteckenden Patienten, die
das Virus schneller streuen könnten. Fälle der sogenannten
«Super-Spreader» hatte es in China auch während der Sars-Pandemie
gegeben, der 2002/2003 rund 800 Menschen zum Opfer gefallen waren.

Bei Menschen in China ist die neue Erkrankung zum allgegenwärtigen
Thema geworden. Erinnerungen an den Sars-Ausbruch wurden geweckt.
Während der Pandemie war das Land praktisch zum Stillstand gekommen,
Schulen blieben über Wochen geschlossen.

In Peking waren am Dienstag und Mittwoch ungewöhnlich viele Menschen
mit Schutzmasken unterwegs. In einigen Geschäften waren die Masken
bereits ausverkauft. Familien diskutierten, ob geplante Reisen über
die Feiertage abgesagt werden sollten.

Analysen des Erbguts der neuen Krankheiten haben dem Berliner
Virusforscher Christian Drosten zufolge ergeben, dass es sich um eine
Sars-Virus-Variante handelt. «Es ist dieselbe Virusart, nur in einer
anderen Variante», sagte der Direktor des Instituts für Virologie an
der Charité in Berlin. Unterschiede gebe es vor allem bei den
Proteinen, mit denen das Virus an menschliche Zellen andocke.
Sars-Viren gehören zu den Coronaviren, die oft harmlose Erkrankungen
wie Erkältungen verursachen. Allerdings gehören auch Erreger
gefährlicher Atemwegskrankheiten wie Mers dazu.

Die ersten Infektionen der neuen Krankheit Ende Dezember in China
werden mit einem inzwischen geschlossenen Fischmarkt in der
zentralchinesischen Stadt Wuhan in Verbindung gebracht, auf dem auch
Wildtiere verkauft wurden. Mittlerweile hat sich das Virus auf große
Teile Chinas und ins Ausland verbreitet.

In den USA wurde am Dienstag ein erster Fall der neuen
Lungenkrankheit nachgewiesen. Es handele sich um einen Mann, der nach
einer Reise in die chinesische Stadt Wuhan am 15. Januar in die
Westküstenmetropole Seattle zurückgekehrt sei, teilte die
US-Gesundheitsbehörde CDC am Dienstag (Ortszeit) mit. Die Krankheit
war zuvor bereits in Japan, Südkorea, Thailand und Taiwan
festgestellt worden.

Der Mann in seinen 30ern habe bei der Rückreise noch keinerlei
Symptome bemerkt, sich dann aber zur Untersuchung in ein Krankenhaus
begeben, hieß es. Sein Zustand sei gut. Es bestehe nur ein sehr
geringes Risiko, dass er weitere Menschen anstecken könne. Die
Behörden seien dabei, eine Liste der Menschen zusammenzustellen, mit
denen der Mann Kontakt hatte.

Experten hatten zuvor erklärt, dass vereinzelte Einschleppungen der
neuen Lungenkrankheit auch nach Europa immer wahrscheinlicher würden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Lungenkrankheit
ihren Notfallausschuss einberufen. Die Experten sollten am Mittwoch
beraten. Auch die EU-Kommission plant zur Bewertung der Risiken durch
die neue Lungenkrankheit ein Treffen. Nach Angaben eines Sprechers
soll der Ausschuss für Gesundheitssicherheit am Donnerstag
zusammenkommen.

Zum Schutz gegen die Lungenkrankheit schloss das benachbarte
Nordkorea nach Angaben von Reiseagenturen vorerst seine Grenzen für
ausländische Touristen. Nordkorea lasse von Mittwoch an keine
Touristen mehr einreisen, teilten die in China ansässigen Agenturen
Young Pioneer Tours und Koryo Tours auf ihren Webseiten mit. Von
Nordkorea gab es zunächst keine offizielle Bestätigung. Bisher ist
nichts von einem eingeschleppten Fall der durch ein neuartiges
Coronavirus ausgelösten Lungenerkrankung bekanntgeworden.

Nordkorea hatte in der Vergangenheit schon einige Male aus Furcht vor
der Einschleppung von Viruskrankheiten, etwa im Fall des Sars-Virus
2003 oder gegen Ebola 2014, vorübergehend seine Grenzen dichtgemacht.