Kostenloses Schulessen mit mehr Bioprodukten

Seit vergangenem Sommer ist das Schulessen für Grundschulkinder in
Berlin kostenlos. Zum nächsten Schuljahr sollen sie mehr Bio auf den
Teller bekommen - und mehr fair Gehandeltes.

Berlin (dpa/bb) - Beim Schulessen in Berlin gibt es künftig deutlich
mehr Biolebensmittel. «Wir werden noch mal einen Riesenschritt nach
vorne machen», kündigte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am
Freitag an. So soll es Nudeln, Kartoffeln und Reis ab August nur noch
in Bio-Qualität geben und der Reis außerdem aus fairem Handel
stammen, ebenso wie Bananen und Ananas.

Von 2021 an sollen beim kostenlosen Schulessen für die ersten bis
sechsten Klassen weitere Lebensmittel aus ökologischem Handel
hinzukommen und Früchte sowie Milch und Milchprodukte ausschließlich
in Bio-Qualität sein. Der Bio-Anteil steige dann von derzeit 15 ab
Sommer 2020 auf 30 und im Schuljahr darauf auf 50 Prozent, sagte
Scheeres. «Das ist deutschlandweit Spitze.»

Auch auf saisonale Produkte soll künftig mehr Wert gelegt werden.
«Regionale Anbieter zu bevorzugen, geht aus vergaberechtlichen
Gründen nicht.» Verstoßen Caterer gegen vertragliche Vereinbarungen,

sollen künftig auch Vertragsstrafen möglich sein, «die weh tun»,
kündigte die Bildungssenatorin an.

Ab August gibt es beim Schulessen außerdem nur noch zwei statt bisher
drei Essensangebote. «Hier geht es uns um Klasse statt Masse»,
erklärte Scheeres. Auch für Kinder, die krankheitsbedingt oder wegen
Allergien nicht die gleichen Gerichte wie andere bekommen können,
soll es ein vollwertiges Essen geben. Das war bisher nicht möglich.
Voraussetzung ist ein ärztliches Attest.

In diesem Jahr schlägt der höhere Bio-Anteil beim Schulessen mit 3,7
Millionen Euro zu Buche; rund 8,7 Millionen Mehrkosten entstehen
durch den inzwischen laut Vergabegesetz in Berlin geltenden
Mindestlohn von 12,50 Euro. Der bisherige Preis für eine Portion
steigt den Angaben zufolge von 3,25 auf 4,09 Euro im August und auf
4,36 Euro ein Jahr später.

Neu ist auch, wie die Abrechnung künftig geregelt wird. In den
zurückliegenden Monaten hatte es den Vorwurf gegeben, die Caterer
würfen häufig Essensportionen weg. «Wir werden ein Chipsystem
einführen, nach dem der Caterer pro Portion bezahlt wird», sagte
Scheeres - und nicht danach, was laut Lieferschein in der Schule
ankommt.

Die Berliner Grünen-Fraktionsvorsitzende Silke Gebel lobte die
Ankündigungen, wünscht sich aber, dass der Bio-Anteil noch weiter
steigt: «50 Prozent sind ein wichtiger erster Schritt für gesundes
Essen in den Schulen, wofür wir gemeinsam gekämpft haben», sagte sie

am Freitag. «Mittelfristig muss das Ziel aber 100 Prozent sein.»

Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisierte, die lobenswerte Einführung
des kostenlosen Schulessens werde von sehr schwierigen
Rahmenbedingungen überschattet. «Die überstürzte Umsetzung stellt d
ie
Beschäftigten in den Schulen vor große Probleme», teilte der Berliner

Landesverband am Freitag mit.

Dass Kinder qualitativ hochwertiges Essen erhalten, sei wichtig.
Genauso wichtig seien aber Räume, die Atmosphäre und die Zeit, in der
die Kinder essen. «Zu viele Berliner Schulen können diese
Voraussetzungen nicht ermöglichen.» Scheeres widersprach, räumte aber

ein: «Wenn man Rechtsansprüche einführt, dann holpert es an der ein
oder anderen Stelle.»