Kirchen in NRW zufrieden mit Bundestagsentscheidung bei Organspende

Der Bundestag hat sich gegen eine radikale Neuregelung der
Organspende entschieden. Zur Zufriedenheit der großen Kirchen in NRW.

Köln (dpa/lnw) - Vertreter beider großer Kirchen in
Nordrhein-Westfalen haben die Bundestagsentscheidung zur Organspende
begrüßt. Die Abgeordneten hatten am Donnerstag mehrheitlich gegen
eine Widerspruchslösung und für eine moderate Neuregelung gestimmt.

«Die jetzt vom Bundestag beschlossene erweiterte Zustimmungslösung
ist aus meiner Sicht die beste Option», sagte Manfred Rekowski,
Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. «Menschen entscheiden
selbst und dokumentieren ihre Bereitschaft zur Organspende
zweifelsfrei. Auch ich habe einen Organspendeausweis, weil ich darin
eine Chance sehe, möglicherweise todkranken Menschen das Leben zu
retten.»

Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen,
betonte: «Es muss in unserem Land unbedingt mehr Organspenden geben.»
Klar sei aber auch: «Da diese Frage die hoch sensible Grenze zwischen
Leben und Tod berührt, bedarf sie einer bewussten und freiwilligen
persönlichen Entscheidung des einzelnen Menschen.»

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte: «Uns als Kirche freut
diese Entscheidung.» Die Selbstbestimmung des Menschen als Person
stehe im Mittelpunkt. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte
vor der Abstimmung vor einer Widerspruchslösung gewarnt. «Die
Organspende muss freiwillig sein», betonte der Chef des größten
deutschen Bistums in einem Videostatement. «Die Würde des Menschen
ist auch im Sterben und sogar über den Tod hinaus unantastbar. Die
Freiheit bei dieser Entscheidung darf deshalb nicht beschnitten
werden.»

Die von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angestrebte
Widerspruchslösung hätte das bestehende Prinzip umgekehrt, dass
Organentnahmen nur bei ausdrücklich erklärtem Ja zulässig sind.
Stattdessen wäre jeder erstmal automatisch Spender gewesen - sofern
er nicht widersprochen hätte.