Ärztekammer bedauert Organspende-Entscheidung - «Chance vertan»

Hamburg (dpa/lno) - Die Hamburger Ärztekammer bedauert es, dass die
Bundestagsabgeordneten die Organspende-Regeln nur leicht angepasst
und sich nicht für die doppelte Widerspruchslösung entschieden haben.
«Sie haben damit die Chance vertan, einen wichtigen Baustein zur
Erhöhung der Spenderzahlen auf europäisches Niveau gesetzlich zu
zementieren», sagte Kammerpräsident Pedram Emami am Donnerstag laut
Mitteilung. Seiner Meinung nach ist das Selbstbestimmungsrecht des
Menschen durch eine Widerspruchslösung nicht in Gefahr. «Ein
einfaches «Nein» ohne Begründung hätte ausgereicht, um zu
widersprechen.»

Emami forderte die Politik auf, bundesweit die Abläufe in den
Entnahmekliniken zu verbessern, mehr Geld zur Verfügung zu stellen,
Personal besser zu schulen sowie Transplantationsbeauftragte besser
zu bezahlen und für die Arbeit von ihrer regulären Medizinertätigkeit

freizustellen. «Die Spenderzahlen der kommenden Jahre werden Beleg
dafür sein, wie gut die Umsetzung tatsächlich auch ohne
Widerspruchslösung gelingt», so Emami weiter.

Der Bundestag hatte am Donnerstag einen Entwurf einer
Abgeordnetengruppe um Grünen-Chefin Annalena Baerbock beschlossen,
der dafür etwa regelmäßige Hinweise auf das Thema beim Ausweisabholen

vorsieht. In der entscheidenden dritten Lesung votierten 432
Abgeordnete dafür, 200 Parlamentarier stimmten dagegen, 37 enthielten
sich. Damit bleiben Organspenden in Deutschland auch nur mit
ausdrücklich erklärter Zustimmung erlaubt.