Persönliche Schicksale in Debatte um Organspende

Berlin (dpa) - In der eindringlichen und emotionalen
Bundestagsdebatte über eine Reform der Organspende haben mehrere
Redner die Schicksale von Schwerkranken angeführt. So fragte die
CDU-Abgeordnete Claudia Schmidtke am Donnerstag im Plenum, «ob wir
Schicksale wie das von Marius Schäfer weiterhin ertragen wollen». Sie
warb für eine Widerspruchslösung, nach der jeder als Organspender
gilt, außer man widerspricht.

Schmidtke berichtete: «Marius ist heute hier, auf der Tribüne, mit
seinem Vater. Er hat als Elfjähriger vor acht Jahren im Gegensatz zu
den vielen Wartenden eine Spende erhalten. Allerdings war es die
erste Lebendspende einer Lunge in Deutschland. Beide Eltern haben
einen Teil von ihrer Lunge abgeben müssen, um ihm das Leben, bis
heute jeden einzelnen kostbaren Tag, zu schenken.» Solch ein Schritt
sei bis dahin noch nie gewagt worden. «Er gefährdet nämlich drei
Betroffene.»

Die Linke-Abgeordnete Kathrin Vogler ist Anhängerin des alternativen
Antrags, mit dem mehr Menschen zur Entscheidung über eine Organspende
bewegt werden sollen. Sie führte das Schicksal einer Freundin an, die
seit etwa einem Jahr nach einem Nierenversagen auf eine Blutreinigung
per Dialyse angewiesen sei. «Für die war das letzte Jahr wirklich das
schlimmste in ihrem bisherigen Leben, und sie will unbedingt wieder
arbeiten und auch politisch aktiv sein, aber all das ist im
Augenblick nach mehreren gesundheitlichen Rückschlägen in weite Ferne
gerückt», sagte Vogler.

«Sie braucht in absehbarer Zeit eine Organtransplantation, um
überhaupt weiterzuleben. (...) Sie sagte zu mir: Ich bin selbst seit
vielen Jahrzehnten Organspenderin. Ich habe einen Ausweis, es ist für
mich selbstverständlich. Aber es ist für mich auch wichtig, dass ich
das freiwillig entscheide. Ich will nicht dazu genötigt werden,
irgendwo hinzugehen, um zu sagen, was ich nicht will.»