Bundestag beginnt mit Debatte über neue Regeln für Organspenden

Berlin (dpa) - Der Bundestag hat am Donnerstag mit der Debatte über
eine Neuregelung von Organspenden in Deutschland begonnen. Als erster
Redner wies der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach darauf hin,
dass die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland zwar hoch, die
Zahl der Spenden aber niedrig sei. «Es fehlt eine einfache,
unbürokratische Regelung, wie man zum Spender wird», sagte der
SPD-Politiker. Diese einfache Regel sei die Widerspruchslösung.

Lauterbach bestritt, dass diese eine Pflicht zur Spende beinhalte. Es
gebe nur eine «Pflicht, Nein zu sagen», wenn man kein Organ spenden
wolle. «Es ist unethisch, ein Organ zu nehmen, aber nicht, zumindest
Nein zu sagen.»

Zur Abstimmung stehen zwei gegensätzliche Gesetzentwürfe. Eine
Abgeordnetengruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schlägt
eine grundlegende Umstellung auf eine «doppelte Widerspruchslösung»
vor. Demnach sollen künftig grundsätzlich alle Bürger als Spender
gelten. Man soll dem aber jederzeit widersprechen können. Sonst wäre
noch bei Angehörigen nachzufragen, ob sie einen Widerspruch des
Verstorbenen kennen.

Dagegen stellt sich eine andere Abgeordnetengruppe um Grünen-Chefin
Annalena Baerbock. Sie schlägt vor, dass alle Bürger mindestens alle
zehn Jahre beim Ausweisabholen auf das Thema Organspende angesprochen
werden. Gemeinsames Ziel beider Initiativen ist es, angesichts von
rund 9000 Patienten auf den Wartelisten zu mehr Spenden zu kommen.
Bisher sind Organentnahmen nur bei ausdrücklich erklärtem Ja erlaubt.
Über die Entwürfe und einen AfD-Antrag soll der Bundestag zunächst
debattieren. Bei der Abstimmung gibt es keine Fraktionsvorgaben.