Ex-Ministerin Schmidt warnt vor Widerspruchslösung

Berlin (dpa) - Kurz vor der Debatte über eine Organspende-Reform im
Bundestag hat die ehemalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt vor
einer Widerspruchslösung gewarnt. «Auch in medizinethisch heiklen
Fragen wurde das Selbstbestimmungsrecht immer hoch gehalten», sagte
die SPD-Abgeordnete der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Dies
würde durch eine Widerspruchslösung verletzt.

Den Abgeordneten des Bundestags liegt für eine Reform der Organspende
der Vorschlag einer Gruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
vor. Demnach soll jeder als möglicher Spender gelten, der nicht zu
Lebzeiten widersprochen hat. Liegt kein Nachweis einer Entscheidung
vor, soll der nächste Angehörige gefragt werden. Ein alternativer
Antrag, für den auch Schmidt wirbt, sieht vor, dass die Bundesbürger
verstärkt zu einer Entscheidung über eine Organspende bewegt werden
sollen. Sie sollen regelmäßig auf das Thema hingewiesen werden, etwa
bei der Beantragung oder Verlängerung eines Personalausweises.

«Wenn die Widerspruchslösung verabschiedet wird, würden viele
Menschen, die auf ein Organ warten, glauben, dass die Probleme gelöst
wären», warnte Schmidt. «Da wird man sie enttäuschen müssen.»


Tatsächlich komme es vor allem darauf an, die Strukturen in den
Krankenhäusern weiter zu verbessern. So müssten Ärzte noch besser
geschult werden - auch für die sensiblen Gespräche mit den
Angehörigen. Eine Reform für eine Verbesserung der Prozesse in den
Krankenhäusern vom vergangenen Jahr sei noch nicht vollständig
umgesetzt.