Kardinal Woelki gegen Widerspruchslösung bei Organspende

Köln (dpa) - Vor der Bundestagsabstimmung über eine Neuregelung der
Organspende hat sich der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gegen
eine Widerspruchslösung ausgesprochen. «Die Organspende muss
freiwillig sein», sagte der Chef des größten deutschen Bistums in
einem Videostatement. «Die Würde des Menschen ist auch im Sterben und
sogar über den Tod hinaus unantastbar. Die Freiheit bei dieser
Entscheidung darf deshalb nicht beschnitten werden.»

Die Widerspruchslösung habe den großen Nachteil, dass sie Menschen
instrumentalisieren könne. Das gelte erst recht, wenn im Zweifelsfall
nicht mehr die Angehörigen entscheiden sollten. Gleichzeitig betonte
Woelki aber auch: Wer sich für die Organspende entscheide, verdiene
die Hochachtung aller.

Eine Abgeordnetengruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und
den SPD-Fachpolitiker Karl Lauterbach macht sich für eine «doppelte
Widerspruchslösung» stark. Sie würde das bestehende Prinzip umkehren,

dass Organentnahmen nur bei ausdrücklich erklärtem Ja zulässig sind.

Stattdessen soll jeder automatisch Spender sein - man soll dem aber
jederzeit widersprechen können. Die Abstimmung im Bundestag ist für
Donnerstag geplant.