Rheinland-Pfalz startet Initiative zu Medikamenten-Lieferengpässen

Wichtige Arzneimittel sind in der Apotheke oft nicht zu bekommen.
Rheinland-Pfalz startet deshalb jetzt einen Antrag im Bundesrat. Die
Landesärztekammer und das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim
unterstützen sie.

Mainz (dpa/lrs) - Rheinland-Pfalz will sich im Bundesrat dafür
einsetzen, die Ursachen von Lieferengpässen bei Medikamenten zu
beheben. Gemeinsam mit Hessen sei ein Entschließungsantrag im
Bundesrat geplant, voraussichtlich in der Sitzung am 14. Februar,
berichtete Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler
(SPD) nach einer Kabinettssitzung am Dienstag in Mainz. Dieser sehe
vor, dass die zuständige Arbeitsgruppe beim Bundesinstitut für
Arzneimittel und Medizinprodukte Ursachen analysiere und Empfehlungen
zur Problemlösung erarbeiten solle.

«Damit soll die bewährte Vorgehensweise einer Task Force der
US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA bei Lieferengpässen
übernommen werden und eine Übertragbarkeit auf die Situation in
Deutschland geprüft werden», sagte die Gesundheitsministerin. «Wir
wollen noch weitere Länder für diese Bundesratsinitiative gewinnen,
um die Länderposition angemessen zu stärken.» Die Landesärztekammer

unterstützt die Initiative.

Die Vorschläge der Länder hätten beim Bundesgesundheitsminister noch

nicht «die gebotene Akzeptanz» erfahren, kritisierte die Ministerin.
Die aktuellen Beratungen zu einem Gesetzentwurf für einen fairen
Kassenwettbewerb (GKV-FKG) im Bundestag reichten beim Thema
Liefereinschränkungen bei Arzneimitteln auch nicht aus.

«Es ist richtig, auch den Bund wegen der Lieferengpässe bei
Arzneimitteln in die Pflicht zu nehmen, damit er tätig wird», sagte
der Präsident der Landesärztekammer, Günther Matheis, der
Deutschen Presse-Agentur.

Lieferengpässe bei Arzneimitteln kommen nach seiner Einschätzung
immer häufiger vor. «Wichtige Arzneien wie Schmerzmittel,
Blutdrucksenker, Magensäureblocker, Impfstoffe oder Antidepressiva
sind oft nicht verfügbar.» Er forderte daher mehr Transparenz der
Hersteller, veränderte Rabattverträge der Krankenkassen und Anreize
für die Produktion wichtiger Wirkstoffe in Europa.

Die Rückverlagerung der Arzneimittelproduktion in die Europäische
Union habe klare Vorteile: andere Produktionsstandards, bessere
Produktionskontrollen und Qualität, kürzere Lieferwege und schnellere
Rückkopplungen mit den Apotheken vor Ort. Höhere Lagerkapazitäten f
ür
versorgungsrelevante Arzneimittel könnten zudem kurzfristige
Lieferengpässe auffangen.

Um Lieferengpässe zu vermeiden, fordern Landesärzte- und
Landesapothekerkammer einen Sicherstellungsauftrag für die
Medikamentenversorgung. «Außerdem müssen die Hersteller verpflichtet

werden, drohende Versorgungsengpässe rechtzeitig zu melden», sagte
Matheis.

Das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim begrüßte
die Bundesratsinitiative ebenfalls. «Im Interesse der Patienten
können Politik, Krankenkassen und Hersteller vieles tun, um die
Versorgungssicherheit mit Medikamenten zu erhöhen», sagte die
Landesleiterin Deutschland Boehringer Ingelheim, Sabine Nikolaus.