Organspende: Katholiken gegen Widerspruchslösung

Bonn (dpa) - Vor der Bundestagsabstimmung über eine Neuregelung der
Organspende hat sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken
(ZdK) gegen eine Widerspruchslösung ausgesprochen. «Es muss weiterhin
der Grundsatz gelten, dass die Organentnahme an die ausdrückliche
Zustimmung der verstorbenen Person oder ihrer Angehörigen
gebunden bleibt», sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg nach einer
Mitteilung vom Dienstag. «Nur dann handelt es sich um eine
freiwillige Organspende. Eine Widerspruchslösung, bei der auf eine
ausdrückliche Zustimmung verzichtet werden könnte, ist
mit dem Persönlichkeits- und Selbstbestimmungsrecht der
sterbenden Patienten nicht vereinbar.» Das ZdK vertritt die normalen
katholischen Gläubigen - nicht Bischöfe und andere Kleriker.

Eine Abgeordnetengruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und
den SPD-Fachpolitiker Karl Lauterbach macht sich für eine «doppelte
Widerspruchslösung» stark. Sie würde das bestehende Prinzip umkehren,

dass Organentnahmen nur bei ausdrücklich erklärtem Ja zulässig sind.

Stattdessen soll jeder automatisch Spender sein - man soll dem aber
jederzeit widersprechen können und müsste das in einem neuen Register
speichern. Vor einer Transplantation müsste ein Arzt dort abfragen,
ob es eine Erklärung gibt. Falls nicht und es auch sonst kein
schriftliches Nein gibt, ist der nächste Angehörige zu fragen - aber
nicht nach einer eigenen Entscheidung, sondern ob er ein Nein oder
einen anderen Willen des Verstorbenen kennt. Die Abstimmung im
Bundestag ist für Donnerstag geplant.