Zahl der Organspender in Bayern steigt - und es sollen mehr werden

Seit Jahren gelten die Organspende-Zahlen in Deutschland als zu
niedrig, nicht zuletzt wegen Skandalen. Langsam tut sich was in
Bayern, der Gesetzgeber hat auch auf Bundesebene nachgebessert. Doch
damit soll noch nicht Schluss sein.

München (dpa/lby) - Mit Infokampagnen und einem Kunstwettbewerb für
Schüler will das bayerische Gesundheitsministerium weiter für
Organspenden werben. «Obwohl eine große Mehrheit der Bevölkerung der

Organspende grundsätzlich positiv gegenübersteht, besitzt nur rund
ein Drittel der Deutschen einen Organspende-Ausweis», sagte
Ministerin Melanie Huml der Deutschen Presse-Agentur in München. Die
Menschen sollten sich mit dem Thema befassen. «Denn wer zu Lebzeiten
für Klarheit sorgt, nimmt seinen Angehörigen die Last einer
Entscheidung in schweren Stunden», sagte die CSU-Politikerin.

Heuer ist die Zahl der Organspender im Freistaat leicht gestiegen.
Von Januar bis Ende November gab es nach Angaben der Deutschen
Stiftung Organtransplantation 126 Organspender - sechs mehr als im
gleichen Zeitraum 2018. «Allerdings warten aktuell etwa 1350 Menschen
in Bayern auf ein lebenswichtiges Spenderorgan», machte Huml
deutlich. «Deshalb ist es wichtig, dass sich mehr Menschen für einen
Organspende-Ausweis entscheiden.» Mit so einem Ausweis kann jeder
regeln, ob beziehungsweise unter welchen Umständen nach einem Hirntod
welche Organe an Kranke gespendet werden sollen.

Bisher sind Organentnahmen nur bei ausdrücklich erklärter Zustimmung
erlaubt. Im Bundestag soll in den kommenden Wochen über eine
Neuregelung der Organspende abgestimmt werden. Eine
Abgeordnetengruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) strebt
eine «doppelte Widerspruchslösung» an. Demnach sollen alle
Volljährigen als Organspender gelten. Man soll dazu aber später Nein
sagen können. Dagegen wenden sich unter anderem die beiden Kirchen.

Schon lange wird eine zu niedrige Zahl an Organspendern bemängelt -
nicht zuletzt infolge von Skandalen bei der Vergabe der gespendeten
Organe waren die Zahlen gesunken. Zum 1. April dieses Jahres war das
Transplantationsgesetz geändert worden. Unter anderem gibt es Regeln
zur Freistellung sogenannter Transplantationsbeauftragter. Vorbild
für die Freistellung war laut Ministerium Bayern, wo eine solche
Regelung seit 2017 gilt. Demnach werden die Beauftragten von anderen
Aufgaben entbunden und haben im «oft dicht gefüllten Klinikalltag
ausreichend Zeit für ihre Arbeit zur Verfügung». «Hinzu kommt eine

höhere Vergütung der Organentnahme für die Krankenhäuser», sagte
die
Ministerin. Sie sei zuversichtlich, dass diese Änderungen
«mittelfristig zu einer Steigerung der Organspendezahlen führen».

Dennoch bleibe die Aufklärung der Bevölkerung über Organspende und
Transplantation eine Daueraufgabe der Staatsregierung. «Beispiele
sind unsere Schülerseminare und Lehrerfortbildungen sowie
Fortbildungen für ärztliches und pflegerisches Fachpersonal», sagte
Huml. 10 000 Exemplare eines von ihrem Haus mitgestalteten Magazins
zur Organ- und Gewebespende der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung werden die Tage an allen 184 Entnahmekrankenhäusern im
Freistaat verteilt - das sind Kliniken, die nach ihrer räumlichen und
personellen Ausstattung in der Lage sind, Organentnahmen von
potenziellen Spendern zu ermöglichen, wie ein Sprecher erläuterte.

Bis zum 6. März laufe zudem ein Kunstwettbewerb für Schüler der
Jahrgangsstufen 9 bis 12 an allen bayerischen Gymnasien. Und
voraussichtlich im Juli soll die 20. Jahrestagung der bayerischen
Transplantationsbeauftragten stattfinden.

Der Ministeriumssprecher nannte als weitere Gründe für niedrige
Organspendezahlen die zunehmend mehr Arbeit an den
Entnahmekrankenhäusern. Es sei davon auszugehen, dass das Thema
deshalb nicht genügend Aufmerksamkeit bekomme.

Ein Sprecher der Bayerischen Krankenhausgesellschaft sagte, hinzu
kämen mangelnde Erfahrung und Routinen. In vielen Krankenhäusern gebe

es gerade ein- bis zweimal im Jahr eine Organspende. Hier sei es
wichtig, dass die Kliniken Hilfe von erfahrenen Kollegen anfordern
können, etwa für Gespräche mit Angehörigen des hirntoten Patienten.

Auch er erwartet durch die neuen gesetzlichen Regelungen eine
Verbesserung der Situation, vor allem durch eine klare Finanzierung
der Transplantationsbeauftragten. «Das kommt im wahrsten Sinne ihrem
Wert und der Beachtung ihrer Arbeit zugute.»