Kripo will Kriminalität gegen Senioren besser bekämpfen Von Christian Brahmann, dpa

Betrüger suchen sich oft gezielt ältere Menschen aus, um an deren Hab
und Gut zu kommen. Die Kripo in Braunschweig will die Bekämpfung von
Straftaten gegen Senioren nun in einer zentralen Stelle bündeln.

Braunschweig (dpa/lni) - Enkeltrick, falsche Polizisten und
betrügerische Gewinnversprechen - Kriminelle nehmen mit verschiedenen
Methoden ältere Menschen ins Visier. In Braunschweig soll nun eine
eigene Polizei-Einheit das Problem bekämpfen. Am Freitag wurde die
Arbeit des fünfköpfigen Experten-Teams vorgestellt.

Was macht Kriminalität gegen ältere Menschen besonders?

Die Taten sind vielfältig, weil Betrüger kreativ agieren. Das ist ein
Ergebnis eines Experten-Symposiums mit Vertreten von Geldinstituten,
Pflegediensten und Seniorenverbänden im März dieses Jahres. Mit den
Worten «Rate mal, wer hier spricht» oder ähnlichen Formulierungen
rufen Betrüger meist bei älteren und allein lebenden Menschen an und
geben sich als Verwandte aus. Vereinsamung, Zerstreutheit und Demenz
machen Senioren dem niedersächsischen Innenministerium zufolge oft zu
leichten Opfern für eine vorgetäuschte finanzielle Notlage. Bei der
Geldbeschaffung helfen die Täter demnach nicht selten sogar und
bestellen etwa ein Taxi für den Weg zur Bank.

Steigt die Zahl der Taten an?

Der sogenannte Enkeltrick und ähnliche Varianten werden nach Angaben
des Innenministeriums in der polizeilichen Kriminalstatistik nicht
explizit erfasst, sondern tauchen in der Rubrik «Sonstige weitere
Betrugsarten» auf. Für das Beispiel der Inspektion Braunschweig nennt
das Ministerium dabei in den vergangenen fünf Jahren aber immer
deutlich mehr als 100 Fälle. Zuletzt sank die Zahl allerdings von 182
im Jahr 2017 auf 129 im vergangenen Jahr. Die Braunschweiger
Ermittler betonten, dass es bei ihrer Arbeit eher nicht um
Gewalttaten gehe, sondern vorrangig darum, konzentriert gegen
Trickbetrug und Diebstahl vorzugehen.

Erbeuten die Täter viel Geld?

Der Schaden im Raum der Direktion Braunschweig wird allein im
vergangenen Jahr mit fast 1,7 Millionen Euro beziffert. Experten
zufolge muss zudem davon ausgegangen werden, dass viele Straftaten
gegen Ältere nicht angezeigt werden, weil die Opfer sich scheuten,
zur Polizei zu gehen oder sich ihren Angehörigen anzuvertrauen. Dem
will die neue Einheit entgegenwirken. «Wenn die Opfer etwa aus
eigener Scham nicht oder zu spät die Polizei anrufen, sind die Täter
oft weg», sagt Hauptkommissar Jörn Memenga als Leiter der Gruppe.

Welche Folgen haben die Taten für die Senioren?

Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK)
warnt davor, Straftaten gegen ältere Menschen zu verharmlosen.
Vergleichsweise geringe Zahlen der Statistik nützten einzelnen Opfern
nichts. Die Angst vor den Folgen auch von Gewalt könne bei Senioren
schwerer wiegen als bei jüngeren Opfern. Eine konkrete eigene
Erfahrung kann die altersbedingte Unsicherheit laut Beratungsstelle
weiter verstärken.

Was soll die neue Polizei-Einheit erreichen?

Ein besonderes Problem liegt nach Auffassung des Innenministeriums
darin, dass es den Betrügern trotz der Präventionsarbeit immer wieder
gelingt, Straftaten gegen ältere Menschen zu begehen. Die neue
zentrale Einheit soll Ermittlungen bündeln und Präventionsmaßnahmen
effektiver auf den Weg bringen. Die Beamten wollen vor allem
schneller reagieren können, wenn es zu einer Anrufwelle wegen
Trickbetrügern kommt - etwa im Fall des sogenannten Enkeltricks. Dann
könnten Fahndungen anhand von Personenbeschreibungen oder
Autokennzeichen noch erfolgreich sein.