Prozess gegen Neurochirurgen in Rostock steht auf der Kippe

Rostock (dpa/mv) - 19 Monate nach Beginn steht der Prozess am
Landgericht Rostock gegen einen Neurochirurgen wegen einer
fehlerhaften und unnötigen Operation auf der Kippe. Der 56-jährige
Mediziner befinde sich seit Kurzem wegen anderer Vorwürfe in der
Schweiz in Untersuchungshaft, teilte das Gericht am Donnerstag mit.
Deshalb sei ungewiss, ob wie geplant am kommenden Dienstag die
Verteidigung ihr Plädoyer vortragen und eine Woche später ein Urteil
verkündet werden könne.

Das Gericht bemühe sich bei den Schweizer Behörden um die
Auslieferung des Angeklagten. In Deutschland darf ein Prozess in der
Regel nicht länger als maximal sechs Wochen unterbrochen werden. Ohne
den Angeklagten zu verhandeln, ist nur in extremen Ausnahmefällen
denkbar.

Der Mediziner ist in Rostock wegen schwerer und gefährlicher
Körperverletzung angeklagt. Er soll 2010 eine Patientin zu einer
unnötigen Hals-Operation überredet und diese zudem extrem fehlerhaft
erledigt haben. Der Arzt habe mit der Operation vor allem Geld
verdienen wollen, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Die inzwischen 47 Jahre alte Frau aus der Nähe von Neubrandenburg ist
seit der Operation dauerhaft krank und berufsunfähig. Die
Staatsanwaltschaft forderte an einem der jüngsten Verhandlungstage in
ihrem Plädoyer bereits acht Jahre Gefängnis und ein lebenslanges
Berufsverbot für den Neurochirurgen.