Opfer sollen über lebensgefährliche Stromschläge aussagen

München (dpa/lby) - Im Prozess um 88 versuchte Morde mit
Stromschlägen an Mädchen und jungen Frauen sollen am Mittwoch (9.30
Uhr) vor dem Landgericht München II die mutmaßlichen Opfer gehört
werden. Zwei Frauen, die als Nebenklägerinnen in dem Verfahren
auftreten, sollen auf einen heute 30-Jährigen hereingefallen sein,
der sich im Internet als Arzt ausgab. Er soll sie per Video-Chat dazu
überredet haben, sich selbst lebensgefährliche Stromschläge
zuzufügen.

Insgesamt 88 solcher Taten sind angeklagt, das jüngste Opfer war laut
Anklage erst 13 Jahre alt. Für die Aussage der zur Tatzeit zwischen
2014 und 2018 minderjährigen Opfer hat das Gericht die Öffentlichkeit
ausgeschlossen, für die Vernehmung der erwachsenen Opfer aber nicht.

Der Mann aus dem Raum Würzburg soll die Mädchen und jungen Frauen per
Skype angewiesen haben, Apparate zu bauen, um sich selbst
lebensgefährliche Elektroschocks zuzufügen. Die Videochats habe der
IT-Spezialist aufgezeichnet. Laut Staatsanwaltschaft soll es ihn
sexuell erregt haben, wenn eine Frau durch einen Stromschlag
Schmerzen erleidet. Die Verteidigung geht nach einem Medienbericht
dagegen davon aus, dass er psychisch krank ist und lediglich Kontakt
zu anderen Menschen aufnehmen wollte.