K.o.-Tropfen: Rund 70 Verdachtsfälle pro Jahr in Hamburg

Viele junge Frauen haben Angst, mit K.o.-Tropfen wehrlos und dann
vergewaltigt zu werden. Wie groß die Gefahr tatsächlich ist, können
die Behörden nicht sagen. Die Zahl der Untersuchungen durch Hamburger
Rechtsmediziner gibt aber einen Anhaltspunkt.

Hamburg (dpa/lno) - Die Gefahr für Frauen, mit K.o.-Tropfen wehrlos
gemacht zu werden, ist in Hamburg offenbar unverändert groß. Das
Institut für Rechtsmedizin untersuchte in den ersten neun Monaten des
Jahres 66 Verdachtsfälle, wie der Senat auf eine Kleine Anfrage des
CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Karl-Heinz Warnholz mitteilte. Im
vergangenen Jahr waren die Rechtsmediziner 71 Verdachtsfällen
nachgegangen, 2017 waren 75 Fälle bearbeitet worden. Die Mehrzahl der
Untersuchungen wurden von der Polizei veranlasst, einen deutlich
kleineren Anteil hatten die Aufträge von privater Seite. Die Proben
stammten in der weit überwiegenden Zahl von Frauen. Wie oft sich der
Verdacht bei den Untersuchungen bestätigte, teilte der Senat nicht
mit.

Künftig will das Institut die Proben noch genauer prüfen. Es sei
aktuell eine neue Untersuchungsmethode etabliert worden. Das
Verfahren LC-MS (Flüssigkeitschromatographie mit
Massenspektrometrie-Koppelung) erlaubte die Analyse von 143 möglichen
K.o.-Substanzen beziehungsweise von deren Abbauprodukten im Urin,
hieß es weiter.

Gerade junge Frauen werden von Beratungsstellen davor gewarnt, in
Clubs ihre Getränke unbeobachtet zu lassen. Im Februar hatte das
Landgericht Hamburg einen 60-jährigen Ingenieur zu viereinhalb Jahren
Gefängnis verurteilt, weil er Frau, die sich bei ihm einen Job
beworben hatte, K.o.-Tropfen in einen Orangensaft gemischt und sie
vergewaltigt hatte. Auch im Fall der gefesselten und vergewaltigten
Studentin, die im Oktober auf einem Feldweg bei Lübeck gefunden
wurde, schloss die Polizei den Einsatz von K.o.-Tropfen zunächst
nicht aus. Eine erste Untersuchung bestätigte den Verdacht aber
nicht.