Ärztekammer fordert fälschungssichere Urkunde nach Fall in Nordhessen

Fritzlar/Frankfurt (dpa/lhe) - Nach mutmaßlich vier Todesfällen durch
eine falsche Ärztin in Nordhessen fordert auch der hessische
Ärztekammerpräsident die Bundesländer zum Handeln auf. «Jeder falsc
he
Arzt ist eine Gefahr für die körperliche Unversehrtheit und das Leben
von Patienten», sagte Edgar Pinkowski am Dienstag in Frankfurt. Daher
müssten die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass Dokumente
wie die ärztliche Zulassungsurkunde weitgehend fälschungssicher sind.
Dafür seien nicht die Landesärztekammern zuständig, sondern die
Approbationsbehörden der Länder.

Zuvor hatte die Deutsche Stiftung Patientenschutz mehrfach ein
Zentralregister für Zulassungen bei der Bundesärztekammer gefordert.
Das hält der Präsident der Landesärztekammer Hessen nicht für
zielführend. «Wir leben in einem föderalen und nicht in einem
zentralistischen System. Wenn die Urkunden fälschungssicher sind, ist
ein zentrales Register überflüssig.» Er sieht die von der
Landesärztekammer ausgestellten Facharzturkunden als Beispiel für ein
Dokument mit hoher Fälschungssicherheit. Diese verfügten über einen
speziellen Barcode.

Eine 48-jährige Frau hatte von 2015 bis 2018 in der Klinik Hospital
zum Heiligen Geist in Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis) als
Assistenzärztin gearbeitet. Sie soll ohne entsprechende Ausbildung
Patienten betäubt haben. Vier starben, in acht weiteren Fällen sollen
Gesundheitsschäden eingetreten sein. Ob es weitere Opfer gibt, prüfen
die Behörden noch. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln unter
anderem wegen des Verdachts des Totschlags, gefährlicher
Körperverletzung, Urkundenfälschung, Betrugs und des Missbrauchs von
Titeln. Die Verdächtige sitzt seit einer Woche in Untersuchungshaft.