Ernährung und Demenz: Klöckner will Zusammenhänge untersuchen lassen

Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an Demenz. Ministerin
Julia Klöckner will untersuchen lassen, wie die Erkrankungen mit
Ernährung zusammenhängen. Beim Austausch mit Experten zeigt sich:
Noch vieles ist unklar.

Berlin (dpa) - Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) will
die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Demenzerkrankungen stärker
erforschen lassen. «Wo sind die Forschungslücken? Wo müssen wir
rein?», fragte Klöckner Wissenschaftler und Vertreter von
Fachgesellschaften bei einem runden Tisch am Dienstag in Berlin. «Wie
können wir diese Lücken schließen - auch mit Förderungen meines
Ministeriums?» Demenz sei ein Thema, «dass die Leute sehr umtreibt»,

unter anderem weil «man nicht richtig im Griff hat, wie man damit
umgeht», sagte die stellvertretende CDU-Vorsitzende.

Zu viel sei über die Erkrankungen noch nicht bekannt, so Klöckner. Es
stelle sich die Frage, ob man mit bestimmten Ernährungsvorgaben einer
Demenz vorbeugen könne. Wenn es eine solche Empfehlung gebe, könne
das eine «wahnsinnige Wirkung entfalten», sagte sie.

Unter Demenz werden verschiedene Erkrankungsformen zusammengefasst,
bei denen die geistige Leistungsfähigkeit sehr stark zurückgeht. In
Deutschland waren nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
Ende 2016 rund 1,7 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Die weitaus
meisten Betroffenen haben Alzheimer. Infolge des demografischen
Wandels nimmt die Zahl der Demenzkranken kontinuierlich zu. Erkrankte
verlieren innerhalb von Jahren geistige Fähigkeiten und verändern
sich in ihrer Persönlichkeit. Es gibt weder eine vorbeugende Impfung
noch ein Heilmittel gegen Alzheimer.

Unter den anwesenden Experten herrschte überwiegend Einigkeit, dass
Ernährung eine Rolle bei Demenzerkrankungen spiele. Alleine schon,
weil falsche Ernährung bei Risikofaktoren für Demenz wie
Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Gefäßerkrankungen einen großen
Beitrag leiste. So hänge Prävention gegen Demenz eng mit Prävention
gegen Herz-Kreislauferkrankungen zusammen.

Es sei jedoch beispielsweise noch nicht möglich, den Kauf bestimmter
Lebensmittel zur Prävention zu empfehlen, hieß es. Es gehe jedoch
ohnehin mehr um Ernährungsmuster. Die Wissenschaftler betonten zudem,
dass Ernährung nur ein Faktor unter vielen sei. Es sei mehr Forschung
nötig.

Gunter Eckert, Professor für Ernährung in Prävention und Therapie an

der Universität Gießen hatte der Deutschen Presse-Agentur im Vorfeld
der Veranstaltung gesagt, dass eine mediterrane Ernährung einen
Schutz vor der Demenzform Alzheimer bieten könne. Es gebe Studien,
die dieser Ernährung - pflanzenbetont, wenig rotes Fleisch, mehr
weißes Fleisch und Fisch - einen Nutzen zusprechen. Auch Bewegung und
soziale Kontakte spielten eine Rolle. In Deutschland konsumiert die
Generation der Menschen über 65 Jahren nach Angaben des
Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zu wenig Fisch,
Molkereiprodukte, Obst und Gemüse, aber zu viel Fleisch.

Die Experten sehen einen ganzheitlichen Ansatz als wichtig an. Es
gebe nicht den einen Risikofaktor für Demenz, den man vermeiden
müsse, sondern viele einzelne Elemente, die zusammenwirken. Dafür
müsse man Verständnis in der Bevölkerung schaffen. Die
gesundheitlichen Konsequenzen aus fett- oder zuckerreicher Ernährung,
Rauchen oder starkem Alkoholkonsum müssten den Menschen noch
deutlicher gemacht werden, hieß es.