Zehn Jahre nach Enke: Hoeneß-Kritik am Umgang miteinander

Hannover (dpa) - Zehn Jahre nach dem Suizid
von Fußball-Nationaltorwart Robert Enke sieht Bayern Münchens
Präsident Uli Hoeneß keinen Lerneffekt im Umgang miteinander. «Ich

finde, dass wir gerade jetzt in unserer Gesellschaft, und das gilt
nicht nur für den Fußball, relativ respektlos in vielen Bereichen
miteinander umgehen», sagte der 67-Jährige bei einer Veranstaltung am
Montagabend der Robert-Enke-Stiftung in Hannover und verband dies
auch mit einer Kritik an den Medien: Gerade diese hätten nichts aus
der Trauerfeier für Enke nichts gelernt.

Besonders heftig ging der Bayern-Chef das Internet an. Es sei zu
einem Mittel geworden, «das katastrophal ist». Er forderte den
Gesetzgeber auf, gegen Hetze und Mobbing im Internet stärker
vorzugehen.

Robert Enke hatte sich am 10. November 2009 im Alter von 32 Jahren
das Leben genommen. Er litt unter Depressionen. Bei der Veranstaltung
wurde auch der Film «Robert Enke - auch Helden haben Depression»
vorab gezeigt. Unter den Zuschauern waren unter anderen auch Enkes
ehemalige Mitspieler von Hannover 96, aktuelle Spieler des
Zweitligisten, der am Sonntag beurlaubte Trainer Mirko Slomka und
Wolfsburgs Sportchef Jörg Schmadtke, der zum Zeitpunkt von Enkes Tod

96-Sportdirektor war.

Stiftungschefin Teresa Enke, Witwe des Torhüters, hatte Hoeneß als
Ehrengast eingeladen. Er erzählte auch von seinen Erfahrungen mit dem
ehemaligen Nationalspieler Sebastian Deisler, der wegen seiner
Depressionen seine Karriere beendete. «Ich habe in dem Film viele
Parallelen zu Sebastian gesehen», meinte der Bayern-Präsident.