Listerien in Frikadellen: Frühere Hygienemängel in Betrieben bekannt

Nach dem Bekanntwerden eines Listerienverdachts bei einem
Fleischwarenhersteller gibt es weitere Untersuchungen. Das
Unternehmen aus Niedersachsen war schon früher negativ aufgefallen.

Vechta/Cloppenburg (dpa) - Listerienfunde bei einem
Fleischwarenhersteller aus dem Oldenburger Münsterland haben die
Behörden zu weiteren Untersuchungen veranlasst.
Lebensmittelkontrolleure untersuchten am Montag die Betriebsstätte in
Essen im Landkreis Cloppenburg. «Gravierende Hygienemängel wurden
nicht festgestellt», sagte ein Sprecher des Landkreises. Es sei bei
der Unternehmenszentrale von Fleisch-Krone Feinkost auch kein
belastendes Material gefunden worden. Allerdings waren den Behörden
in den vergangenen Monaten die Betriebsstätten des Unternehmens in
Essen und in Goldenstedt negativ aufgefallen.

Für den Betrieb in Goldenstedt hatten der Landkreis und das Landesamt
für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz (Laves) bereits eine
höhere Risikoeinstufung aufgrund von Hygienemängeln in der
Vergangenheit vorgenommen. Dadurch habe es es häufiger unangemeldete
behördliche Kontrollen als gewöhnlich gegeben, sagte ein Sprecher des
Landkreises Vechta. Der Landkreis hatte Anfang des Jahres die
Goldenstedter Filiale auf dem «Hygiene-Pranger» des Landes
veröffentlicht. Das Unternehmen äußerte sich auf eine Anfrage zu den

Mitteilungen der Landkreise zunächst nicht.

Am Freitag hatten der Landkreis Vechta und das Niedersächsische Laves
bei einer Kontrolle im Fleischwarenwerk in Goldenstedt Listerien in
Eigenproben des Unternehmens festgestellt. Betroffen waren
Fertigfrikadellen, die an die Lebensmittelhändler Rewe und Norma
geliefert worden waren. Das Laves zog daraufhin vorübergehend die
Betriebszulassung zurück - das heißt, das Unternehmen darf im Moment
keine Händler mit seinen Produkten beliefern. Erst auf Druck des
Landkreises und des Laves habe das Unternehmen einen Rückruf der
betroffenen Waren veranlasst, sagte eine Sprecherin des
Verbraucherschutzministeriums in Hannover.

Grund für die Kontrolle in der vergangenen Woche waren Verstöße gegen

das Lebensmittelrecht, die Kontrolleure bereits im vergangenen Jahr
aufgefallen waren. Am 14. Dezember 2018 hatte der Landkreis Vechta
eine Verfügung wegen Zuwiderhandlungen gegen das Lebensmittelrecht
erlassen, hieß es aus dem Kreishaus. Dem Unternehmen Fleisch-Krone
Feinkost sei daraufhin das Inverkehrbringen von verzehrfertigen
Lebensmitteln aus der Betriebsstätte in Goldenstedt untersagt worden,
wenn sie nicht zuvor negativ auf Listerien untersucht wurden.

Die Lebensmittelkontrolleure im Nachbarkreis Cloppenburg hatten
ebenfalls Anfang des Jahres im Stammwerk in Essen in einer Charge
Hähnchenschnitzel Listerien nachgewiesen. Es seien auch
schwerwiegende Hygienemängel festgestellt worden. Der Betrieb habe
auch nicht den verbindlich geltenden Mindestanforderungen des
Lebensmittelrechts entsprochen. Daraufhin habe auch der Landkreis
Cloppenburg eine Verfügung wegen Zuwiderhandlungen gegen das
Lebensmittelrecht erlassen.

Beide Landkreise verpflichteten das Unternehmen, Ergebnisse von
Eigenproben unaufgefordert vorzulegen und ebenso Produktionspläne für
den Folgetag. Die Lebensmittel müssen fortlaufend auf Listerien
kontrolliert werden. Im Kreis Cloppenburg waren seit Mai 102 Proben
negativ, also nicht mit Listerien belastet. 15 waren positiv. Die
positiv getesteten Waren dürfen erst in Verkehr gebracht werden, wenn
sie nach Erhitzung negativ auf Listerien untersucht worden sind. Der
Kreis Cloppenburg habe auch ein Bußgeldverfahren eingeleitet, das
noch nicht abgeschlossen sei, hieß es.

Der Fall sei vom Ausmaß her nicht mit dem des Fleischwarenherstellers
Wilke aus Hessen zu vergleichen, sagte eine Sprecherin des
Verbraucherschutzministeriums in Hannover. Eine Sprecherin des
Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes sagte, dass für
Niedersachsen derzeit keine Listeriose-Fälle bekannt seien, bei denen
es Hinweise auf einen Zusammenhang mit Produkten der Firma
Fleisch-Krone Feinkost gebe.

Die zuständige Staatsanwaltschaft in Oldenburg habe noch keine
Ermittlungen gegen Verantwortliche der Firma eingeleitet, weil es
derzeit an zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkten für ein
strafbares Verhalten fehle, sagte ein Sprecher der
Staatsanwaltschaft. «Es wird jedoch in Zusammenarbeit mit dem
Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit zu prüfen sein, ob es Hinweise für ein
schuldhaftes beziehungsweise fahrlässiges Verhalten der Firmenleitung
gibt», betonte er.

Der Discounter Norma informierte nach eigenen Angaben die Verbraucher
mit Aushängen über den Listerien-Verdacht in Frikadellen. Wie eine
Sprecherin der Supermarktkette in Nürnberg am Montag sagte, wurde die
Ware noch am Freitagabend aus dem Verkauf genommen. Um wie viele
Packungen es sich handelt und ob welche davon tatsächlich verkauft
wurden, sagte sie nicht.

Auch Rewe habe unmittelbar nach Information durch den Lieferanten das
betroffene Produkt aus dem Verkauf genommen, sagte ein
Unternehmenssprecher. Unter anderem über Marktaushänge am Regalplatz
des betroffenen Produktes und über die Homepage würden die Kunden
informiert.