Mehr Alte und mehr Veganer - Weniger Blutspenden in MV

Klar - wer gerade im Urlaub auf Mallorca ist, kann in der Zeit kein
Blut spenden. Doch die Blutspendeorganisationen haben ein noch viel
größeres Problem.

Rostock/Greifswald (dpa/mv) - Die Blutspendeorganisationen in
Mecklenburg-Vorpommern bekommen immer weniger Spenden. Hauptgründe
seien die alternde Bevölkerung und der Geburtenrückgang zu Beginn der
1990er Jahre, hieß es in einer Umfrage der Deutschen
Presse-Agentur. Ältere Spender könnten oder dürften aus
Gesundheitsgründen oft nicht mehr spenden und bei jungen Leuten sei
die Bereitschaft oft geringer ausgeprägt. «Uns fehlen wegen des
demografischen Wandels 10 000 Blutspenden im Jahr», erklärte Ulf
Alpen von der Universitätsmedizin Greifswald.

Der Leiter der Blutspende der Uni Rostock, Volker Kiefel, verwies auf
eine Studie, laut der sich wegen des massiven Geburtenrückgangs im
Nordosten in den Neunzigern dieses Defizit bis 2030 fast verdoppeln
werde. Schon jetzt sei das Verhältnis zwischen alten und jungen
Spendern in Mecklenburg-Vorpommern viel schlechter als im
Bundesschnitt. Entsprechend früher bekomme die Blutspende hier
Schwierigkeiten.

Nico Feldmann vom DRK-Blutspendedienst Mecklenburg-Vorpommern stimmte
zu: «In Zukunft brauchen wir die jungen Spender. Es fehlt die
Generation der bis 40-Jährigen.» Die seien aber nicht mehr über
klassische Medien, sondern vor allem im Internet zu erreichen. Darauf
stelle er sich ein. Feldmann erklärte, dass im schlimmsten Fall der
Mangel an Blutkonserven zu Absagen von geplanten Operationen führen
könne. «Das wollen wir aber nicht, das hatten wir noch nicht und ich
hoffe, es bleibt auch so.» Zwischen den Blutspendeorganisationen
helfe man sich aus. Zum Produktionspreis, zwischen 70 und 100 Euro
pro Blutkonserve, erhielten Krankenhäuser bisher immer die gesuchte
Blutgruppe.

Eine Herausforderung sei auch das Reiseverhalten der Menschen,
erklärte Ulf Alpen von der Universitätsmedizin Greifswald. «Wenn man

in den Ferien verreist ist, kann man natürlich nicht spenden.»
Insbesondere in den Sommerferien sei der Rückgang deutlich zu
bemerken. Schwerwiegender seien aber die urlaubsbedingten
Rückstellungen. Wer etwa jetzt im November nach Thailand oder Vietnam
reist, ist wegen des Malaria-Risikos in der Region bis Mai 2020 von
der Blutspende ausgeschlossen. Aber auch nach einem Mittelmeer-Urlaub
im Sommer kann es bei Verdacht auf das West-Nil-Virus eine Sperre
geben.

Kiefel bestätigte die Probleme und ergänzte ein weiteres: «Wir haben

immer mehr Menschen, die sich vegan ernähren.» Diese litten
häufiger an einem Vitamin B12- oder Eisenmangel, der zu einer
Blutarmut führe. Dann könnten sie ebenfalls nicht spenden.

Eine frühere Lösung, die Eigenblutspende, habe extrem an Bedeutung
verloren, berichtete Alpen von der Uni Greifswald: «Seit 2014 haben
wir keinem Patienten mehr vor einer geplanten OP Blut entnommen und
es ihm dann gegeben.» Dafür setze man laut dem Blutbank-Chef Kiefel
viel mehr auf ein Blutmanagement beim Patienten: Nährstoffmängel
würden vor der Operation ausgeglichen und es würden blutsparende
OP-Techniken verwandt. Außerdem helfe die Autotransfusion - wenn also
Blut, das während der OP abgesaugt wurde, dem Patienten während
derselben OP wieder gegeben wird. «Die Einsparungen sind nicht
spektakulär, aber wahrnehmbar», meinte Kiefel.

Jeder gesunder Mann kann in Deutschland bis zu sechs Mal im Jahr,
jede Frau bis zu viermal im Jahr Blut spenden, ohne gesundheitliche
Einschränkungen befürchten zu müssen. Im Nordosten können sich laut

einer DRK-Umfrage 60 Prozent der Menschen vorstellen, Blut zu
spenden. Doch nur vier Prozent tun es. Gespendet werden kann bei
Krankhäusern, gemeinnützigen Organisation oder privaten Unternehmen.

Vor der Spende findet eine ärztliche Untersuchung statt. Das Blut
wird auf Krankheitserreger und andere Auffälligkeiten getestet.
Krankenhäuser und Unternehmen zahlen üblicherweise etwa 20 Euro für
den 45-minütigen Zeitaufwand. Der Spender sollte vorher gut gesättigt
sein und viel Wasser getrunken haben, um den Flüssigkeitsverlust gut
ausgleichen zu können. Gespendet wird maximal ein halber Liter Blut,
mit dem bis zu drei Menschen geholfen werden kann.