) Listerien-Nachweis in Niedersachsen: Produktion ruht

Nach Bekanntwerden eines Listerien-Nachweises ruht die Produktion in
einer Fleischfirma im Kreis Vechta. Das Unternehmen rief am
Wochenende Fertig-Frikadellen zurück. Davon unabhängig wurde ein
Listeriose-Ausbruch bekannt.

Goldenstedt (dpa) - Nach Bekanntwerden eines Listerien-Verdachts in
Fertig-Frikadellen steht die Produktion in der betroffenen
Fleischfirma in Goldenstedt im Kreis Vechta still. Das Landesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Niedersachsen ordnete
das Ruhen der Zulassung für den betroffenen Betrieb an. Dort wurden
Listerien nachgewiesen. Noch ist unklar, wie die Erreger in den
Betrieb gelangt sind. Am Wochenende wurde unabhängig davon bekannt,
dass es in Deutschland einen mittelschweren Listerioseausbruch mit 13
Erkrankten und zwei Toten seit 2017 gibt.

In Niedersachsen hatte die Firma Fleisch-Krone-Feinkost GmbH am
Freitagabend abgepackte Fertig-Frikadellen zurückgerufen, die an
Supermärkte von Rewe und Norma geliefert wurden. Vom Verzehr der
Produkte werde dringend abgeraten, hieß es. Um wie viele Packungen
genau es sich handelt, konnte ein Vertreter der Firma auch am Sonntag
nicht sagen.

Listerien (Listeria monocytogenes) sind in der Natur vorkommende
Bakterien, sie können der Auslöser für Listeriose sein - daran
erkranken aber nur wenige Menschen. Bei gesunden Erwachsenen verläuft
die Infektionskrankheit meist unauffällig oder nimmt einen harmlosen
Verlauf mit grippeähnlichen Symptomen. Gefährlich ist die Infektion
für abwehrgeschwächte Menschen und Schwangere.

Der Gesamtbetriebsleiter für Produktion der Firma
Fleisch-Krone-Feinkost GmbH, Thomas Rolf, sagte der
Nachrichtenagentur dpa: «Wir haben am Freitag gemeinsam entschieden,
die Produktion dort einzustellen, bis klar ist, über welchen Weg die
Listerien in den Betrieb gelangt sind.» Dabei werde eng mit den
Behörden zusammengearbeitet.

Bei den zurückgerufenen Produkten handelt es sich um «ja!
Frikadellenbällchen» (500 Gramm-Packung) mit den
Mindesthaltbarkeitsdaten 05.11.2019 und 20.11.2019, die bei Rewe in
Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verkauft wurden. Außerdem
betroffen sind die Artikel «Gut Bartenhof Frikadelle Klassik» und
«Gut Bartenhof Frikadellenbällchen» (Chargen-Nummern 97812 und 97813,

Mindesthaltbarkeitsdatum 05.11.2019). Diese wurden an die Filialen
der Niederlassungen in Aichach (Bayern), Rossau (Sachsen),
Ahrensfelde (Brandenburg), Dettingen (Baden-Württemberg), Rheinböllen
(Rheinland-Pfalz) und Kerpen (Nordrhein-Westfalen) geliefert.

Die Zahl der Fälle an invasiver Listeriose schwankt nach Angaben des
Robert Koch-Instituts und lag zwischen 2005 und 2014 bei mehreren
Hundert Fällen jährlich. Im Durchschnitt enden sieben Prozent der
Erkrankungen tödlich.

Bei dem am Wochenende bekannt gewordenen mittelschweren
Listeriose-Ausbruch waren seit 2017 in Deutschland insgesamt 15
Menschen erkrankt und zwei davon gestorben. Das teilte das
baden-württembergische Verbraucherschutzministerium mit Verweis auf
einen nicht-öffentlichen Situationsbericht des Robert Koch-Instituts
(RKI) mit. Allein in den vergangenen drei Monaten seien dem RKI
zufolge vier Neu-Erkrankungen nach dem Infektionsschutzgesetz
gemeldet worden, berichtet die «Bild am Sonntag» (BamS).

Solche Ausbrüche kommen immer mal wieder vor. Noch ist unklar, wie es
zu dem Listerioseausbruch kam.

In Laboruntersuchungen konnte den Angaben zufolge gezeigt werden,
dass die 15 Fälle auf denselben Listerientyp zurückgehen. Zudem ist
laut Ministerium mitgeteilt worden, dass Listerien, die Anfang 2019
in der Produktionsanlage und im Jahr 2017 in einem Lebensmittel eines
fleischverarbeitenden Betriebs in Baden-Württemberg gefunden wurden,
zum selben Typ gehören.

Als Reaktion auf den Bericht wurden in dem baden-württembergischen
Betrieb erneut Ermittlungen und Untersuchungen durchgeführt -
Listerien konnten dabei bislang nicht nachgewiesen werden.

Bereits am Freitag war bekannt geworden, dass hessische Behörden im
Zusammenhang mit dem Lebensmittelskandal um den Wurst-Hersteller
Wilke 1,6 Tonnen sogenannte Grillfackeln und Fleischspieße
sichergestellt haben. Die Ware müsse vernichtet werden, da nicht
ausgeschlossen werden könne, dass sie von Wilke stammt, teilte das
Verbraucherschutzministerium in Wiesbaden mit.

Auslöser sei eine anonyme Anzeige gewesen. Die Firma, bei der die
Ware gefunden wurde, habe zwar nachweisen können, dass sie seit
Oktober 2019 Fleisch von anderen Betrieben bezieht. Es sei jedoch
nicht absolut sicher, dass keine Wilke-Wurst mehr in den Beständen
war. Anfang Oktober hatten Behörden den nordhessischen
Fleischhersteller Wilke geschlossen. Zuvor waren wiederholt
Listerien-Keime nachgewiesen worden, drei Todes- und 37
Krankheitsfälle werden mit Wilke-Produkten in Verbindung gebracht.