Vater und Kind auf Kur - Mehr Männer nutzen Angebot in Arendsee

Kurangebote speziell für Väter sind selten. Aus Sicht von Experten
sind die Aufenthalte aber gut für die Bindung zum Kind. Die Nachfrage
für die Vater-Kind-Angebote steigt.

Arendsee (dpa/sa) - Das Interesse an Vater-Kind-Kuren in
Sachsen-Anhalt ist gewachsen. «Die Tendenz ist steigend, der Bedarf
gegeben», sagte die Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks, Ann
e
Schilling, in Berlin. Väter könnten bei den gemeinsamen Aufenthalten
mit ihren Kindern spezielle Therapien und Entlastungsangebote nutzen.
Diese förderten das Wohlbefinden, die Gesundheit und die
Vater-Kind-Beziehung. Die nach eigenen Angaben einzige Kurklinik, die
Vater-Kind-Kuren in Sachsen-Anhalt anbietet, befindet sich im Norden
des Landes: die DRK Kurklinik in Arendsee. Die Nachfrage nach Plätzen
sei enorm gestiegen, sagte die Klinikleiterin Marion Danner.

2018 waren nach eigenen Angaben mehr als 40 Männer zur Vater-Kind-Kur
in Arendsee. Fünf Jahre zuvor nutzten nur knapp 30 Väter das Angebot.
Für dieses Jahr seien die Angebote komplett ausgebucht, sagte Danner.
Für die beiden angebotenen Kur-Durchgänge hätten sich 51 Väter
angemeldet. Die Kur dauere drei Wochen, hieß es. Die Angebote
richteten sich an Väter und Kinder im Alter von ein bis zwölf Jahren.

Die Klinik will nun auf die gestiegene Nachfrage reagieren. «Im
nächsten Jahr bieten wir einen zusätzlichen Durchgang für Väter an
»,
so Danner. Dann sollen 75 Plätze zur Verfügung stehen. An einem
Kur-Durchgang im Dezember 2020 sollen speziell auch Väter teilnehmen
können, bei deren Nachwuchs das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom
diagnostiziert wurde. Das Angebot soll bereits dieses Jahr im
Dezember genutzt werden können.

Nach Angaben des Müttergenesungswerks gibt es bundesweit mehr als 70
anerkannte Kurkliniken. Davon böten 21 Einrichtungen spezielle
Vater-Kind-Kuren an, erklärte Schilling. Bundesweit nutzten 2013 noch
weniger als 1200 Väter die Angebote. 2018 waren es bereits mehr als
1600 Männer.

Zum Vergleich: «Jährlich werden bundesweit über 48 000 Mütter mit
über 70 000 Kindern in den Kliniken im Müttergenesungswerk
aufgenommen», sagte Schilling. In Arendsee waren es 2018 mehr als
1100 Mütter mit über 1600 Kindern.

Die Gründe für die wachsende Nachfrage der Männer seien
unterschiedlich. «Viele Väter in Familienverantwortung haben ähnlich

hohe Belastungen und Gesundheitsstörungen wie Mütter», sagte
Schilling. Aber: Die Mehrzahl der Väter arbeite in Vollzeit.

«Männer lernen in unserer Einrichtung, ihre Gesundheit zu
reflektieren», erklärte die Klinikleiterin. Das Ziel sei, dass die
Väter Erfahrungen, die sie mit den Angeboten rund ums Thema gesunde
Lebensweise und gesundes Familienleben machten, in ihren Alltag
mitnehmen und fortführen könnten. «In der Vater-Kind-Kur geht es
einerseits um die Rolle des Vaters in der Erziehung. Andererseits
wird auch die Gesundheit von Vätern thematisiert.»

Aus medizinischer Sicht werde beispielsweise über männerspezifische
Themen aufgeklärt, wie zum Beispiel Prävention, Diagnostik und
Therapiemöglichkeiten von Herzerkrankungen, sagte Danner. In
Gesprächsgruppen könnten sich die Kurgäste untereinander austauschen.

Auch die Aktivitäten mit den Kindern würden durch die Angebote
gestärkt. «Regelmäßiger Sport und Entspannung macht beziehungsweise

erhält nicht nur gesund, sondern kann auch Spaß machen.» Zudem soll
die Vater-Kind-Beziehung durch die gemeinsame Zeit gestärkt werden.

Das Müttergenesungswerk - formell: Elly Heuss-Knapp-Stiftung -
Deutsches Müttergenesungswerk - wurde 1950 von Elly Heuss-Knapp, der
Frau des ersten Bundespräsidenten, gegründet. Ziel der gemeinnützigen

Stiftung ist die Gesunderhaltung von Müttern. In ausgewählten
Kliniken werden auch Kurmaßnahmen für Väter und pflegende Angehörig
e
angeboten.