Faktencheck: Wenn der Schlafrhythmus etwas aus dem Takt gerät Von Alexandra Stober, dpa

Waaas?! 7 Uhr? Fühlt sich aber nicht so an. Die Zeitumstellung kann
einen aus dem Rhythmus bringen. Doch nur wer grundsätzlich und
langfristig schlecht schläft, dessen Gesundheit ist in Gefahr.

Berlin (dpa) - Die Abstimmung zwischen äußeren Einflüssen und der
inneren Uhr funktioniert ziemlich gut, so auch der
Schlaf-Wach-Rhythmus. Wenn nur nicht jedes halbe Jahr die
Zeitumstellung dazwischen käme... Doch wie stark beeinflusst sie uns
tatsächlich? Und welche Folgen hat es, wenn man langfristig zu wenig
schläft?

BEHAUPTUNG: Man braucht Wochen, um sich von der Zeitumstellung zu
erholen.

BEWERTUNG: Trifft nur auf manche Menschen zu.

FAKTEN: Wissenschaftler beschäftigen sich seit Langem mit den
gesundheitlichen Auswirkungen des Uhren-Drehens - vor allem mit der
Umstellung auf die Sommerzeit. Bis vor gut zehn Jahren kamen so gut
wie alle Studien zu dem Ergebnis: Probleme wie Schlafstörungen seien
spätestens innerhalb von ein bis zwei Wochen behoben. In der jüngeren
Forschung gibt es jedoch Hinweise, dass sich der biologische Rhythmus
bei manchen Menschen etwas langsamer harmonisiert - so eine
Meta-Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen
Bundestag aus dem Jahr 2016.

Der Zeitsprung unterbricht die Anpassung an die jahreszeitlich
bedingten Veränderungen. «Durch die Umstellung wird man gezwungen,
das Aufwachen um eine Stunde vor oder nach hinten zu verschieben.
Deshalb gerät die Harmonie zwischen dem Äußeren und der inneren Uhr
durcheinander», erklärt Gregor Eichele. Der Leiter der Abteilung Gene
und Verhalten am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie
beschäftigt sich damit, wie Moleküle den biologischen Rhythmus
beeinflussen. Die Stunde Verschiebung werde besonders von den
Menschen bemerkt, die einen regelmäßigen Schlafrhythmus hätten, so
Eichele. Die innere Uhr des Menschen lässt viele Prozesse in Zyklen
von rund 24 Stunden ablaufen - etwa Veränderungen der
Körpertemperatur und des Blutdrucks, die Ausschüttung von Hormonen
sowie den Schlaf-Wach-Rhythmus.

BEHAUPTUNG: Zu wenig Schlaf macht krank.

BEWERTUNG: Stimmt.

FAKTEN: Wer dauerhaft zu wenig und/oder schlecht schläft, dessen
Wohlbefinden und Gesundheit sind gefährdet. Dabei geht es um direkte
Auswirkungen und um langfristige Risiken. So leiden zunächst die
kognitiven Fähigkeiten: Schon nach wenigen Tagen Schlafmangel sind
die meisten Menschen unkonzentrierter, vergesslicher, und sie
reagieren messbar langsamer.

Wenn man über einen längeren Zeitraum schlecht schlafe, gehe das an
die Gesundheit, erklärt Schlafforscher Ingo Fietze von der Berliner
Charité in einem Interview mit «Zeit online». «Die Blutzuckerwerte

erhöhen sich, das Diabetesrisiko steigt, und das Immunsystem beginnt
zu schwächeln.» Darüber hinaus zeigen Studien aus verschiedenen
Ländern, dass Menschen, die langfristig schlecht schlafen, ein
erhöhtes Risiko für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.
Der Schlafbedarf ist zwar von Mensch zu Mensch verschieden. Doch die
Empfehlung der «American Academy of Sleep Medicine» lautet:
Mindestens sieben Stunden Schlaf pro Nacht sollten es bei einem
Erwachsenen sein - um Gesundheitsrisiken zu vermeiden.

BEHAUPTUNG: Wer vor dem Schlafengehen lange aufs Smartphone schaut,
schläft schlechter ein.

BEWERTUNG: Kann zutreffen.

FAKTEN: Schuld ist der meist hohe Anteil an blauem Licht, mit dem die
Bildschirme von Smartphones und Computern arbeiten. Das kurzwellige
Licht sorgt dafür, dass man wach bleibt: Es bremst die Ausschüttung
von Melatonin. Das Hormon regelt den Schlaf-Wach-Rhythmus des
Körpers. Bei fehlendem (Tages-)Licht wird es aus den körpereigenen
Speichern ins Blut abgegeben, und man wird müde. Wer vor dem
Schlafengehen aufs Handy schaut, kann außerdem durch die dabei
entstehenden Gefühle wach gehalten werden. «Der größte Schlafkiller

der jüngeren Geschichte ist allerdings die Entwicklung des
elektrischen Lichts», so Ingo Fietze.