Unter Dampf: E-Zigaretten und was in ihnen stecken darf Von Alexandra Stober, dpa

Eine rauchen? Nein, dampfen. E-Zigaretten boomen. Gleichzeitig
könnten Nutzer derzeit von Nachrichten aus den USA verunsichert sein.
Ein Blick auf die Situation hierzulande.

Berlin (dpa) - In den USA leiden immer Raucher von E-Zigaretten an
einer mysteriösen Lungenkrankheit. Inzwischen sind mehr als 530 Fälle
bekannt, sechs Todesfälle wurden gemeldet. Die Betroffenen in
den USA rauchten in den meisten Fällen THC oder THC zusammen mit
Nikotin. Auch wenn das Phänomen bislang hierzulande nicht auftritt,
lohnt ein Blick auf die Situation in Deutschland. Antworten auf
einige grundsätzliche Fragen:

Wie funktionieren E-Zigaretten?

Bei einer E-Zigarette wird eine aromatisierte Flüssigkeit, die auch
Liquid genannt wird - erhitzt. Der Nutzer inhaliert das sogenannte
Aerosol, das aus winzigen Partikeln besteht. Gängige E-Zigaretten
arbeiten mit einem akkubetriebenen Verdampfer. Dessen Design
unterscheidet sich je nach Hersteller. Das Liquid wird ebenfalls auf
verschiedene Weise zugeführt: Manche Modelle haben etwa aufsteckbare
Behälter, andere funktionieren mit nachfüllbaren Tanks.

Woraus bestehen die Liquids?

Die meisten in Deutschland konsumierten Liquids enthalten Nikotin und
fallen unter die Tabakerzeugnisverordnung. Danach müssen alle
Inhaltsstoffe in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils auf
der Packung aufgelistet werden. Die Haupt-Bestandteile der
nikotinhaltigen Liquids sind: das wasserbindende Propylenglykol
und/oder der Zucker-Alkohol Glyzerin sowie Aromen und eben Nikotin.
In Deutschland dürfen nicht mehr als 20 Milligramm Nikotin pro
Milliliter Liquid enthalten sein. Und der Nachfüllbehälter für das
Liquid darf ein Volumen von höchstens zehn Millilitern haben.
Übrigens: Nikotinfreie Liquids fallen nicht unter die
tabakrechtlichen Vorschriften. Sie dürfen aber - wie nikotinhaltige -
nicht an Minderjährige verkauft werden, so das Jugendschutzgesetz.

Wie gesundheitsschädlich sind E-Zigaretten?

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) schreibt in einem
Faktenblatt Ende 2018: «Im Vergleich zu Tabakzigaretten sind
E-Zigaretten zwar sehr wahrscheinlich deutlich weniger schädlich,
dennoch sind sie keine harmlosen Life-Style-Produkte.» Wegen der
unbekannten langfristigen Auswirkungen sollten Nichtraucher
E-Zigaretten nicht verwenden, wie das DKFZ schreibt.

Welche Inhaltsstoffe sind in Deutschland verboten?

Die Tabakzeugnisverordnung listet eine Reihe von verbotenen Stoffen
auf - etwa solche mit aufputschender Wirkung wie Koffein oder Taurin.
Unter den verbotenen pflanzlichen Stoffen sind beispielsweise
Bittermandelöl und Extrakte der Poleyminze zu finden. Das ätherische
Öl dieser Minz-Art besteht zu einem hohen Anteil aus dem Stoff
Pulegon. Diesen möglicherweise krebserregenden Geschmacksstoff haben
Forscher in E-Zigaretten in den USA «in besorgniserregend hoher
Konzentration» entdeckt. Als Geschmackszusatzstoff in Lebensmitteln
habe die zuständige US-Behörde Pulegon bereits im vergangenen Jahr
verboten, für E-Zigaretten und Kautabak sei die Chemikalie jedoch in
den USA nicht reguliert, schreiben die Forscher.

Wo werden die Liquids hergestellt?

Rund die Hälfte der in Deutschland erhältlichen Liquids werde auch in
Deutschland produziert, so der Verband des E-Zigarettenhandels. Von
den restlichen 50 Prozent stamme ein großer Teil aus europäischen
Ländern - und aus den USA. «Die amerikanischen Firmen sind recht
aktiv hier in Europa um ihre Produkte zu vermarkten», sagt der
Vorsitzende des Verbands, Michal Dobrajc. Alle angebotenen Produkte
müssten jedoch den hier geltenden Vorschriften entsprechen.

Was sind die Unterschiede zu den USA?

E-Zigaretten sind in den USA deutlich weniger beschränkt als in
Deutschland. Einige Bereiche sind kaum reguliert, andere wiederum von
Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden. Zum einen gibt es keine
einheitliche Obergrenze beim Nikotingehalt. In den USA kann man
Produkte mit doppelt bis dreimal so viel Nikotin wie in Deutschland
kaufen. Das macht einen großen Unterschied bezogen auf die Wirkung
und das Potenzial, abhängig zu werden. Außerdem ist in den USA kein
bundesweites Mindestalter festgelegt. Dort können in
manchen Bundesstaaten auch Jugendliche E-Zigaretten kaufen.

In den US-Bundesstaaten, in denen Cannabis freigegeben ist, dürfen
THC-haltige Liquids vertrieben werden. THC steht für
Tetrahydrocannabinol. Das ist die psychoaktive Substanz, der die
berauschende Wirkung von Cannabis hauptsächlich zugeschrieben
wird. In Deutschland sind THC-haltige Liquids verboten, da THC unter
das Betäubungsmittelgesetz fällt. Inwieweit trotz des Verbotes solche
Liquids in Verkehr gebracht werden, ist nicht klar. Das Bundesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) teilte auf Anfrage
mit, ihm lägen keine Informationen darüber vor.

Welche Kontrollen gibt es für die Liquids in Deutschland?

Die Kontrollen finden auf verschiedenen Ebenen statt: Bevor ein
Liquid verkauft werden darf, muss es angemeldet werden. Der Anbieter
übermittelt dafür der EU mindestens sechs Monate vor Verkaufsstart
verschiedene Informationen, darunter die Rezeptur des neuen Liquids
und die Ergebnisse eines Emissionstests. Allerdings: Es werde nicht
jede Mitteilung, sondern stichprobenartig kontrolliert, erklärt das
BVL. Die Kontrolle der E-Zigaretten-Händler ist Sache der
Ordnungsämter.