Experten warnen bei Hand-Fehlbildungen vor voreiligen Schlüssen

Mainz (dpa) - Experten der Mainzer Uniklinik haben nach der
ungewöhnlichen Häufung von Hand-Fehlbildungen bei Neugeborenen an
einer Klinik in Nordrhein-Westfalen vor voreiligen Schlüssen gewarnt.
Der Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, Fred Zepp,
sprach «erstmal nur von einem frühen Signal». Es müsse jetzt
untersucht werden, wie stark sich die Befunde der Hand-Fehlbildungen
ähnelten und ob es sich tatsächlich um eine Häufung oder nur um
zufällige Ereignisse handle, sagte er am Mittwoch in Mainz.

Im Gelsenkirchener Sankt Marien-Hospital Buer waren in zwölf Wochen
drei Kinder mit fehlgebildeten Händen geboren worden. Die
Bundesländer wollen bei Krankenhäusern nun abfragen, ob ähnliche
Fehlbildungen aufgefallen sind.

Vor Panikmache warnten auch einige Mediziner im MDR. Der Leiter des
Fachbereiches Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am
Uniklinikum Dresden, Mario Rüdiger, beispielsweise sagte: «Es gibt
gelegentlich die Situation, dass eine seltene Erkrankung für eine
lange Zeit nicht aufgetreten ist, und dann plötzlich mehrere Kinder
nacheinander betroffen sind.»

Die Mainzer haben von 1990 bis 2016 in einem Geburtenregister alle
Neugeborenen in der Region erfasst und dabei in Rheinhessen keine
Häufung von Hand-Fehlbildungen festgestellt. Dies gelte auch für die
vergangenen zwei, drei Jahre. In den mehr als 25 Jahren des
Geburtenregisters seien fast 100 000 Neugeborene untersucht und
erfasst worden.

Die Mainzer Mediziner forderten solche Register für 10 bis 15 Prozent
der jährlich mehr als 700 000 Geburten in Deutschland. Dies wäre eine
hervorragende Basis für Fragen zu neu entstehenden Fehlbildungen. Ein
nationales Register für Fehlbildungen sei aber nicht notwendig.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es keine auffällige Häufung von
Fehlbildungen. Das teilte das Gesundheitsministerium in Schwerin am
Mittwoch mit. Auch eine Abfrage der Stadt Hamburg bei Kliniken kam zu
keinem auffälligen Ergebnis.