Lebenslange Haft im Mordprozess um Tramperin Sophia

Wann, wo und warum musste die Tramperin Sophia Lösche sterben? Der
Prozess gegen einen Lkw-Fahrer konnte viele Fragen nicht wirklich
beantworten. Nun aber hat ein Gericht sein Urteil gesprochen.

Bayreuth (dpa) - Wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung an
der Tramperin Sophia Lösche hat das Landgericht Bayreuth einen
Lastwagenfahrer zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht sprach
den 42-Jährigen am Mittwoch schuldig, die Studentin im vergangenen
Jahr umgebracht zu haben.

Sophia Lösche hatte vor gut einem Jahr von Leipzig in Richtung
Nürnberg trampen wollen. Von dort wollte sie nach Aussage ihres
Bruders Andreas Lösche per S-Bahn zu ihrer Familie nach Amberg in der
Oberpfalz fahren. Dort kam die 28-Jährige aber nie an. Die
eigentliche Tat soll sich in Oberfranken ereignet haben.

Sophias Leiche wurde später in einem Straßengraben in Spanien
entdeckt. Der Anklage zufolge hat der marokkanische Fernfahrer die
Tramperin ermordet, um eine sexuelle Straftat zu verdecken. Hinweise
auf ein solches Delikt hatten Rechtsmediziner aber nicht gefunden, so
dass selbst die Oberstaatsanwältin in ihrem Plädoyer davon abrückte.


Sie forderte daher eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes und
gefährlicher Körperverletzung. Der Angeklagte habe Sophia noch am
Abend der Abfahrt mit einem Radmutterschlüssel schwer verletzt. Um
die Verletzungen zu vertuschen, habe er sie nach einer zehnminütigen
Pause erschlagen. Das «Sterben der Sophia auf Raten» spreche für eine

besondere Schwere der Schuld, hatte der Anwalt der Eltern plädiert.

Die Studentin sei schon nach den ersten Schlägen tot gewesen,
widersprach der Verteidiger des geständigen Fernfahrers. Er plädierte
daher für eine mehrjährige Haftstrafe wegen Totschlags.

Die Familie hatte wiederholt die Arbeit der deutschen Ermittler
kritisiert. Sie hätten Sophia lange als Vermisstenfall eingestuft,
obwohl von Anfang an der Verdacht auf ein Gewaltverbrechen vorgelegen
habe. Auch habe die Kommunikation zwischen den Bundesländern Bayern
und Sachsen nicht funktioniert, hatte Andreas Lösche gesagt.

Der Fall hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht, Rechtspopulisten
versuchten, Sophias Tod zu instrumentalisieren. Unter anderem hatten
Teilnehmer einer AfD-Demo in Chemnitz, einem «Schweigemarsch», im
vergangenen Jahr das Foto der Studentin im Großformat durch die
Innenstadt getragen. Die Familie Lösche betonte vor diesem
Hintergrund immer wieder, dass es in dem Verfahren nicht um Gewalt
von Flüchtlingen gehe, sondern um Gewalt gegen Frauen.