Physiotherapeut wegen schweren Kindesmissbrauchs vor Gericht

Seine Rolle als Heilpraktiker und Therapeut soll er schamlos
ausgenutzt haben: Über Jahre soll er mehrere Mädchen in seiner Praxis

in aus Bad Oeynhausen schwer sexuell missbraucht haben. Nun beginnt
gegen den Mann der Prozess - und seine Frau, die geholfen haben soll.

Bielefeld (dpa/lnw) - Wegen des Verdachts des schweren sexuellen
Kindesmissbrauchs in seiner Praxis steht ab Donnerstag (11 Uhr) ein
Physiotherapeut vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem
61-Jährigen aus Bad Oeynhausen vor, seine berufliche Tätigkeit
ausgenutzt zu haben, um junge Mädchen sexuell zu missbrauchen. Vor
dem Landgericht Bielefeld angeklagt sind unter anderem 37 Fälle
schweren sexuellen Missbrauchs.

Neben ihm auf der Anklagebank sitzt seine 62-Jährige Frau - wegen
Beihilfe zum Kindesmissbrauch. Sie soll bei den Gewalttaten dabei
gewesen sein und gegenüber den Opfern gesagt haben, die Übergriffe
gehörten zur therapeutischen Behandlung.

Die acht Opfer waren laut Anklage im Tatzeitraum zwischen sechs und
zwölf Jahren alt. Die Taten sollen sich zwischen 2010 und 2018
ereignet haben. Daneben wird dem Heilpraktiker vorgeworfen Kinder
schmerzhaft angefasst zu haben sowie mehrere tausend Bilder und
Videos besessen zu haben, die sexuelle Gewalt an Kindern und
Jugendlichen zeigen.

Der Fall war im April 2019 bekannt geworden. Wie schon nach
Polizeipannen im Missbrauchsfall von Lügde hatte NRW-Innenminister
Herbert Reul (CDU) auch bei den Ermittlungen in Bad Oeynhausen
Polizeifehler eingeräumt. So waren die Ermittlungen nur mit
erheblichen Verzögerungen vorangekommen. Erst 16 Monate nach dem
ersten Hinweis hatte es beim Heilpraktiker eine Durchsuchung gegeben.