Kramp-Karrenbauer an die Truppe: «Ihr Dienst verlangt Respekt!» Von Jörg Ratzsch, dpa

Seit wenigen Tagen ist sie im Amt. Ob Merkels Entscheidung richtig
war, Kramp-Karrenbauer zur neuen Oberbefehlshaberin der Bundeswehr zu
machen, darüber wird viel diskutiert. Jetzt hatte die CDU-Chefin
ihren ersten großen Auftritt in der neuen Rolle.

Berlin (dpa) - Hunderte hochrangige Gäste warten in der Berliner
Sommersonne auf der Ehrentribüne. Die Soldaten sind in Formation auf
dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums angetreten. Das
Musikkorps der Bundeswehr spielt einen Marsch. Was jetzt kommt, ist
für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Routine, für Annegret
Kramp-Karrenbauer (CDU), die neue Verteidigungsministerin, noch
Neuland: Abschreiten der Formation. Sie muss das nicht alleine tun,
sondern hat zu ihrer Linken die Kanzlerin, rechts von ihr marschiert
der oberste General der Bundeswehr, Eberhard Zorn.

In ihre anschließende Rede an die Soldaten hat Kramp-Karrenbauer ein
paar klare Botschaften eingebaut. Ziemlich früh unterstreicht sie
erst einmal, dass sie jetzt hier das Sagen hat: «Als Inhaberin der
Befehls- und Kommandogewalt und als Bürgerin dieses Landes danke ich
Ihnen dafür von ganzem Herzen, der Bundesrepublik Deutschland,
unserem Vaterland, treu zu dienen.»

Möglichen Zweiflern, die vielleicht denken, die Bundeswehr solle für
sie nur ein Karrieresprungbrett auf dem Weg in ein höheres Amt sein,
versucht die neue Verteidigungsministerin den Wind aus den Segeln zu
nehmen - mit einer demonstrativen Zusage an die Soldaten, die wohl
zeigen soll: Ich nehme Amt und Truppe ernst. Dank alleine reiche
nicht für den Dienst, den die Soldaten leisteten, sagt
Kramp-Karrenbauer. «Ihr Dienst verlangt Respekt! Ihr Dienst verlangt
Wertschätzung! Ihr Dienst verlangt Unterstützung, und zwar von mir
zuallererst (...) Und ich sage Ihnen: Sie können sich auf mich
verlassen!»

Der Anlass des Festakts im Bendlerblock ist ernst und feierlich: 400
Rekruten legen zum Gedenken an den 75. Jahrestag des gescheiterten
Attentats auf Adolf Hitler ihr Gelöbnis ab und versprechen, «der
Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die
Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen». Am Ort des
Gelöbnisses wurde am 20. Juli 1944, nach dem Attentatsversuch auf
Hitler, der Anführer des Widerstands, Claus Schenk Graf von
Stauffenberg, erschossen - und mit ihm drei Mitverschwörer.
Kramp-Karrenbauer kommt passend zum Anlass dunkel gekleidet - lange
schwarze Hose, lange schwarze Jacke.

Nach dem missglückten Attentat auf Hitler dauerte es zwar kein Jahr
mehr bis zum Zusammenbruch des Nazi-Regimes, aber der
nationalsozialistische Terror ging unvermindert weiter und zahlreiche
Menschen verloren ihr Leben. Allein bis zu 250 000 Gefangene der
Konzentrationslager kamen nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem
von Sommer 1944 bis Kriegsende ums Leben, weil sie nach dem
Zusammenbruch der Ostfront auf Todesmärsche Richtung Westen geschickt
wurden. Auch das systematische Töten in den Lagern ging weiter, zudem
starben viele Insassen an Krankheiten.

In ihrer Rede erinnert die neue Oberbefehlshaberin an die
Widerstandskämpfer und nennt sie Vorbilder für die Bundeswehr.
Nachdem die Soldaten ihr Gelöbnis abgelegt haben, geht es nach
striktem militärischen Zeremoniell weiter: Nationalhymne,
Bekräftigung des Treuebekenntnisses mit Handschlag durch Kanzlerin
und Verteidigungsministerin, Europahymne, Zurücktreten, Ausmarsch.
Nach knapp 50 Minuten hat «AKK» ihren ersten großen Auftritt im neuen

Amt absolviert.

Auf der Ehrentribüne mitverfolgt hat die Zeremonie auch einer, der
vor ein paar Tagen selbst noch als möglicher Verteidigungsminister
gehandelt wurde: Jens Spahn. Der Gesundheitsminister meldet sich
später bei Twitter: «Heute beim feierlichen Gelöbnis mit der neuen
Verteidigungsministerin @akk im Bendlerblock. Vor 75 Jahren riskierte
#Stauffenberg mit einigen Getreuen alles, um Hitler und das NS-Regime
zu beseitigen. Ein Tag ehrender Erinnerung für Deutschland und die
Bundeswehr».