Saarland will eine Muttermilchbank - keine Pläne in Rheinland-Pfalz

In den meisten Bundesländern gibt es Muttermilchbänke zur Versorgung
von Frühchen. Zu den vier Ausnahmen gehören Rheinland-Pfalz und das
Saarland - zumindest noch.

Frankfurt/Mainz/Saarbrücken (dpa/lrs) - Das Universitätsklinikum des
Saarlandes plant eine Muttermilchbank. «Profitieren davon würde die
Frühchenstation», sagte der Direktor der Klinik für Allgemeine
Pädiatrie und Neonatologie, Prof. Michael Zemlin. «Mütter als
Spenderinnen zu gewinnen sollte unproblematisch möglich sein.» Zur
Finanzierung solle die Gründung einer Förderinitiative an der Klinik

beitragen. In Hessen wird jetzt eine Frauenmilchbank eröffnet - damit
gibt es sie in zwölf Bundesländern. Ohne sind nur noch
Rheinland-Pfalz, Bremen, Schleswig-Holstein - und bis auf weiteres
das Saarland.

«Wir versprechen uns weitere Impulse vom Stillsymposium in unserem
Klinikum am 16. Oktober 2019 in Homburg», sagte Zemlin. Dieses werde
in Kooperation mit dem saarländischen Hebammenverband und einem
Experten der Freiburger Universitätsklinik ausgerichtet, die eine
Frauenmilchbank nutze.

In Rheinland-Pfalz sind dagegen solche Pläne nicht bekannt. Die
Organisation liege bei den Kliniken und Ärzten, heißt es im
Gesundheitsministerium in Mainz. «Nach unseren Kenntnissen ist hierzu
noch kein Wunsch nach Unterstützung an uns herangetragen worden.»
Eine stetige Förderung und Verbesserung der Versorgung von
Frühgeborenen sei begrüßenswert, in Rheinland-Pfalz gebe es aber sehr

gute Strukturen der Früh- und Neugeborenenversorgung.

Die Idee hat eine lange Tradition: Schon vor hundert Jahren, 1919,
wurde in Magdeburg die erste «Frauenmilchsammelstelle» gegründet. Mit

Frankfurt gibt es 24 Frauenmilchbanken in Deutschland, 15 liegen in
den neuen Bundesländern.

Frauen, die nach einer Geburt zu viel Milch haben, pumpen diese ab
und spenden sie. Die Spendermilch wird vor allem für frühgeborene
Kinder verwendet. Muttermilch - auch fremde - ist laut Experten für
den nicht ausgereiften Magen-Darm-Trakt besser verträglich,
kalorienreicher und beugt Krankheiten vor. Zur Versorgung reichen
kleinste Mengen aus. Damit soll die Zeit überbrückt werden, bis die
Frühchen-Mütter selbst stillen können.

In Frankfurt ist die Frauenmilchbank ein Kooperationsprojekt zwischen
DRK-Blutspendedienst und Universitätsklinikum Frankfurt. Diese Art
der Zusammenarbeit ist europaweit einmalig. Obwohl Muttermilch
rechtlich ein Lebens- und kein Arzneimittel ist, werden die Spenden
wie Blutspenden geprüft, haltbar gemacht, etikettiert und aufbewahrt.