Parteichefin mit Adjutant - Der schwierige Doppeljob der «AKK» Von Carsten Hoffmann und Anne-Beatrice Clasmann, dpa

Das Verteidigungsministerium ist etwas für Arbeitswütige. Auch die
inhaltliche Neuaufstellung der CDU fordert die ganze Frau. Kann
Annegret Kramp-Karrenbauer beiden Aufgaben gleichermaßen gerecht
werden?

Berlin (dpa) - Morgenlage, Arbeitsgruppen, ein Termin im Kanzleramt
und internationale Besuche - und immer: entscheiden. Ursula von der
Leyen (CDU) galt in ihrer Zeit als Verteidigungsministerin als
Arbeitstier. Dass sie die Woche über in einer kleinen Kammer neben
ihrem Büro schlief, war praktisch und führte zu einer
24-Stunden-Präsenz.

Erreichbar muss die Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt (IBuK)
sowieso immer sein. Meist in ihrer Nähe ist ein Adjutant als
Verbindungsmann in das Militär. Es könnte eine sofortige Entscheidung
nötig werden - das ist bei ihrer Nachfolgerin Annegret
Kramp-Karrenbauer nicht anders. Allerdings hat diese sich nun für
einen Doppeljob entschieden, bei dem sie die Modernisierung der
Bundeswehr mit den Aufgaben der CDU-Vorsitzenden vereinbaren muss.

Dabei geht es darum, die Partei inhaltlich neu aufzustellen -
Stichwort Klima und Internet - und auch jüngere Wähler zu gewinnen,
die Parteiflügel zu versöhnen und in den Umfragen zuzulegen. Das
Ministeramt kann dabei helfen, aber nur wenn es gut läuft.

Auch Kanzlerin Angela Merkel war bis Dezember vergangenen Jahres
zusätzlich noch CDU-Vorsitzende, allerdings war ihre Macht
konsolidiert.

Kann Kramp-Karrenbauer zwei Top-Posten unter einen Hut bringen? Als
Verteidigungsministerin muss sie rund um die Uhr erreichbar sein,
genau wie der Bundesinnenminister. Allerdings zeigt gerade dieses
Beispiel, wie viel Gestaltungsspielraum selbst ein Minister mit
Verantwortung im Sicherheitsbereich hat.

Thomas de Maizière (CDU) erwarb sich in seiner Zeit als Innenminister
den Ruf des «Aktenfressers». Zwischen seinen eng getakteten Terminen
tauchte er gelegentlich zum Essen in der Kantine seines Ministeriums
auf. Von Referatsleitern oder Sachbearbeitern ließ er sich gerne über
Details informieren.

Sein Nachfolger Horst Seehofer (CSU) stützt sich stärker auf seine
Behördenleiter und Staatssekretäre. Die haben unter ihm zwar mehr
Freiheiten - auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit - müssen aber dann
auch gehen, wenn etwas schief läuft. Das war bei
Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen so und bei der früheren
Präsidentin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Jutta
Cordt.

Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr und
früherer Vorsitzender des Nato-Militärausschusses, setzt großes
Vertrauen in die neue Verteidigungsministerin, wie er der «Passauer
Neuen Presse» (Freitag) sagte. In der Doppelbeanspruchung als
CDU-Chefin und Ministerin sieht Kujat kein Problem: «Dass Frau
Kramp-Karrenbauer auch das Amt der CDU-Vorsitzenden innehat, ist gar
nicht schädlich. Das sorgt für eine gewisse Hebelwirkung, die sie gut
für die Bundeswehr einsetzen kann.»

Die Frage, ob Kramp-Karrenbauer beiden Aufgaben gerecht werden kann,
bewegt in diesen Tagen auch die CDU eher weniger. Die
Christdemokraten wollen vielmehr wissen, ob es der Parteichefin
gelingt, als Verteidigungsministerin mehr Profil zu gewinnen. «Ich
glaube, ihre Entscheidung, das jetzt zu machen, war goldrichtig, für
das Verteidigungsministerium und auch für sie selbst, denn die Musik
spielt nun mal im Kanzleramt» am Kabinettstisch, sagt der
CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries.

Sollte ihr das nicht gelingen, könnten sich womöglich schon im
Spätherbst zwei Männer für die Kanzlerkandidatur warmlaufen, die
dafür beide schon einmal im Gespräch waren: Nordrhein-Westfalens
Ministerpräsident Armin Laschet, der als Vertreter des liberalen
Merkel-Flügels gilt, und Gesundheitsminister Jens Spahn, der trotz
seiner lockeren Art eher die Konservativen in der Partei anspricht.

Nachdem Spahn im vergangenen Dezember als Kandidat für den
Parteivorsitz als abgeschlagener Dritter hinter Kramp-Karrenbauer und
dem früheren Unionsfraktionschef Friedrich Merz landete, haftete ihm
zwar eine Zeit lang der Nimbus des Verlierers an. De Vries meint
jedoch, dass er sich seither durch das, was er Gesundheitsminister
leistet, «an Achtung und Respekt gewonnen hat».