Ebola-Helfer verlangen mehr Impfstoff und mehr Geld für Einsatz

Behörden und Helfer bekommen den Ebola-Ausbruch im Kongo nicht unter
Kontrolle. Jetzt hat die WHO einen Gesundheitsnotstand ausgerufen.
Hilfsorganisationen sagen, was ihrer Ansicht nach gebraucht wird.

Genf/Goma (dpa) - Der Kampf gegen die Kongo wütende Seuche Ebola soll
nach der Ausrufung eines internationalen Gesundheitsnotstands durch
die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verschärft werden. Mehr
Menschen müssten gegen das gefährliche Virus geimpft werden,
verlangte die Präsidentin der Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen
»,
Joanna Liu.

Ein unabhängiger Expertenausschuss hatte der WHO am Mittwochabend im
vierten Anlauf empfohlen, den Notstand zu erklären. Es handelt sich
um eine Eskalationsstufe bei Ausbrüchen gefährlicher Krankheiten, die
robustere Anstrengungen der Weltgemeinschaft zu Beendigung der Krise
auslösen soll. Dreimal seit Beginn des Ebola-Ausbruchs vor einem Jahr
hatte der Ausschuss sich dagegen entschieden. Den Experten ist es
wichtig, keine Panik zu schüren, und die betroffenen Länder nicht
durch Handelsbeschränkungen oder Flugunterbrechungen zu isolieren.

«Es muss unbedingt vermieden werden, dass die betroffenen Menschen
durch Reise- oder Handelsbeschränkungen wirtschaftlich bestraft
werden», betonte der Ausschuss. Es sei nicht nötig, Grenzen zu
schließen. Der Ausschussvorsitzende Robert Steffen betonte, dass zur
Zeit keine Gefahr für eine globale Ausweitung der Seuche bestehe.
Vielmehr handele es sich um eine regionale Notlage.

Kongos Gesundheitsministerium akzeptierte die Entscheidung.
Allerdings hoffe man, dass diese nicht unter Druck verschiedener
Interessensgruppen getroffen wurde, die dadurch mehr finanzielle
Mittel für humanitäre Akteure zu erhalten hofften, hieß es in einer
Mitteilung.

Das Gesundheitsministerium erklärte den Ebola-Ausbruch am 1. August
vergangenen Jahres zur Epidemie. Seitdem haben sich mindestens 2500
Menschen mit Ebola infiziert, mehr als 1600 kamen ums Leben. Nach der
verheerenden Epidemie in Westafrika 2014/2015 mit mehr als 11 000
Todesopfern ist dies der bislang schlimmste Ebola-Ausbruch. Die
Bekämpfung ist so schwierig, weil die Sicherheitslage in der Region
im Osten des Kongo so prekär ist. Bewaffnete Rebellengruppen
terrorisieren dort seit Jahren die Bevölkerung. Ebola-Helfer werden
immer wieder angegriffen, manchmal getötet. Zudem herrscht in der
Bevölkerung viel Misstrauen und Angst gegenüber der Krankheit und den
Helfern.

Die WHO glaubt, dass nur 75 Prozent der Fälle entdeckt oder gemeldet
werden. Manche Infizierte sterben, ohne dass die Familien sich
bewusst sind, dass der Angehörige Ebola hatte. Deshalb empfiehlt die
WHO unter anderem, die Aufklärung über die Seuche weiter zu
verbessern und mehr Anstrengungen zu unternehmen, dass Verdachtsfälle
sofort gemeldet und Betroffene in Behandlungszentren gebracht werden.

Die britische Organisation Wellcome Trust setzte sich dafür ein,
einen zweiten bereits entwickelten Impfstoff schnell zur Behandlung
zuzulassen, um mehr Menschen impfen zu können. Bislang beschränken
sich Helfer darauf, Angehörige und Freunde von Betroffenen sowie
deren Kontakte zu impfen. Dafür sei genug Impfstoff vorhanden, betont
die Regierung. «Länder sollten nicht warten, bis Ebola sich über die

Grenzen ausbreitet oder an ihrer Türschwelle ankommt, bevor sie etwas
tun», meinte Josie Golding vom Wellcome Trust.

Auch die Hilfsorganisation World Vision forderte mehr Mittel, um die
humanitären Bedürfnisse in der Ebola-Zone zu decken und die Akzeptanz
der Präventionsarbeit und der Kontrollen in der Bevölkerung zu
verbessern. «Die heutige Erklärung sollte ein Weckruf sein», teilte
Moussa Sangara mit, der den Ebola-Einsatz für World Vision leitet.