WHO ruft Gesundheitsnotstand wegen Ebola aus - keine globale Gefahr

Seit einem Jahr wütet die Ebola-Seuche im Osten des Kongo. Weil
Rebellen die Region unsicher machen, ist die Bekämpfung schwierig.
Jetzt macht die WHO Druck: es muss mehr getan werden.

Genf (dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der
anhaltenden Ebola-Epidemie im Kongo eine «gesundheitliche Notlage von
internationaler Tragweite» ausgerufen. Sie folgte damit der
Empfehlung eines Expertenrates, der am Mittwoch in Genf beraten
hatte. Damit will die WHO dem Kampf gegen die Krankheit im Kongo und
den Nachbarländern verschärfen. Sie hofft auch, mehr Gelder für den
Einsatz gegen Ebola zu bekommen. Das von der WHO berechnete Budget
für das erste Halbjahr war nur zur Hälfte gedeckt worden.

Die WHO stellt aber klar, dass sie zur Zeit nicht von einer
Ausweitung der lebensgefährlichen Seuche über die Region hinaus
ausgeht. «Dies ist absolut keine globale Bedrohung», sagte der
Vorsitzende des Ausschusses, Robert Steffen. Es bleibe bei einer
regionalen Bedrohung. Selbst in der Region seien Grenzschließungen
nicht nötig. Das könne den Kampf gegen die Krankheit noch erschweren,
weil Menschen dann womöglich Schleichwege benutzten und nicht die
offiziellen Grenzübergänge, wo medizinisches Personal bei Passanten
nach Krankheitsanzeichen Ausschau hält.

Die WHO ist besorgt, weil der Ausbruch nach einem Jahr noch nicht
unter Kontrolle ist. In der Millionenstadt Goma gab es am Wochenende
den ersten Fall, und im Nachbarland Uganda sind im Juni drei Fälle
bekannt geworden. «Die Situation (im Goma) ist unter Kontrolle»,
versicherte Kongos Gesundheitsminister Oly Ilunga Kalenga in Genf
Anfang der Woche. Die Gesundheitsbehörden hätten sich seit Monaten
auf einen solchen Fall vorbereitet. Der Betroffene, ein Pastor, der
aus Butembo anreiste, ist inzwischen gestorben. Weitere Fälle wurden
bis Mittwoch nicht bekannt, so die WHO.

Das Gesundheitsministerium hatte den Ausbruch der 10. Ebola-Seuche im
Land am 1. August 2018 bestätigt. Nach der verheerenden Epidemie in
Westafrika 2014/2015 mit mehr als 11 000 Todesopfern ist dies der
bislang schlimmste Ebola-Ausbruch.

«Der Ausschuss hält es nicht für nötig, Überwachungsstellen an
Flughäfen oder anderen Häfen außerhalb der Region einzurichten», hi

es in der Mitteilung des Ausschusses. An die betroffenen Länder ging
die Empfehlung, die Überwachung zu verbessern, damit alle Fälle früh

entdeckt und die Betroffenen in Behandlungszentren gebracht werden.

Die WHO geht davon aus, das bislang womöglich nur 75 Prozent der
Fälle entdeckt werden. Manche Betroffene sterben, ohne dass die
Familien sich bewusst sind, dass der Angehörige Ebola hatte. Ohne
Medikamente sterben 70 Prozent der Infizierten. Mit Medikamenten
überleben 70 Prozent. Nachbarländer sollten die regulatorische
Genehmigung des noch experimentellen Impfstoffs jetzt voran treiben,
damit er im Fall eines Ausbruchs schnell eingesetzt werden kann, so
der Ausschuss.

Für Länder wie Deutschland, fernab des Krisenherdes, hat die
Erklärung des Notstands zunächst keine Auswirkungen. «Kein Land
sollte Grenzen schließen oder andere Beschränkungen von Reisen und
Handel verfügen», hieß es in den Empfehlungen.

Die Seuche wütet in einer Region im Osten des Landes, die seit Jahren
von rivalisierenden Rebellen terrorisiert wird. Das macht die
Beklämpfung besonders schwierig. Helfer werden in den Provinzen
Nord-Kivu und Ituri immer wieder attackiert. Seit Anfang des Jahres
gab es nach Angaben der WHO fast 200 Übergriffe, und sieben
Ebola-Helfer kamen ums Leben.

In Alarmbereitschaft sind auch die Nachbarländer, vor allem Südsudan,
Uganda, Ruanda und Burundi. Gerade wurde bekannt, dass eine
kongolesische Fischhändlerin an Ebola gestorben ist, die vergangene
Woche auf einem Markt in Uganda war und dort auch Krankheitssymptome
gezeigt hatte. Die Behörden schickten sofort vier Impfteams und
andere Helfer los, um Menschen zu finden, die mit der 22-jährigen
Frau in Kontakt waren. In Uganda selbst gab es bislang drei
Ebola-Fälle. Alle drei Patienten waren Mitte Juni gestorben, und es
gab seitdem keine neuen bestätigten Fälle.