Klöckner fordert Strategie gegen Antibiotika-Einsatz bei Geflügel

Berlin (dpa) - Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner drängt die
deutschen Geflügelhalter, den umstrittenen Einsatz von Antibiotika
bei der Mast von Hühnern und anderem Geflügel zu reduzieren. Bis
September solle die Geflügelwirtschaft eine Strategie vorlegen, die
zu einer «signifikanten Reduktion» führt, hieß es am Mittwoch aus d
em
Bundesagrarministerium, wo die CDU-Politikerin sich mit
Staatssekretär Thomas Steffen aus dem Bundesgesundheitsministerium
und Vertretern der Branche getroffen hatte. Es gebe schon Betriebe,
die in der Geflügelmast ganz ohne Antibiotika auskämen.

Der Antibiotika-Einsatz in Ställen ist nach amtlichen Daten gesunken,
bei Geflügel werden aber weiterhin viele besonders wichtige
Wirkstoffe angewendet, die sogenannten Reserveantibiotika. Das sind
Stoffe, die auch bei Menschen für schwere Krankheiten verwendet
werden, wenn normale Antibiotika nicht mehr wirken. Klöckner hatte
bei Bekanntgabe der Zahlen im Juni gesagt, der hohe Anteil bei
Geflügel sei nicht akzeptabel, und die Branche zum Handeln
aufgefordert - ansonsten drohten gesetzliche Schritte.

Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund drängte die Politik zum Handeln:
«Der massive Einsatz von Reserveantibiotika in der Geflügelmast macht
uns Ärzten große Sorgen. Wir brauchen diese Arzneimittel für die
Therapie schwerer Infektionen, die mit konventionellen Substanzen
nicht mehr behandelt werden können», sagte der Vorsitzende des
Marburger Bundes, Rudolf Henke, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
(Mittwoch). Wenn es keinen freiwilligen Verzicht gebe, müsse man den
Verbrauch verbieten oder zumindest auf klar umgrenzte Einzelfälle
gesetzlich einschränken.