Politiker fassungslos über Missbrauchsvorwürfe an Uniklinik Von Katja Sponholz, dpa

Wer hat wann was gewusst? Diese Frage beschäftigte saarländische
Landespolitiker, als es in einer Sondersitzung um die
Missbrauchsvorwürfe an der Uni-Klinik ging. Nun soll ein unabhängiger
Ermittler alle Verdachtsfälle untersuchen.

Saarbrücken (dpa/lrs) - Entsetzt haben Politiker im Sozialausschuss
am Dienstag auf Informationen zu den Missbrauchsvorwürfen am
Uniklinikum des Saarlandes (UKS) reagiert. Das UKS habe zwar
ausführlich berichtet und sei damit seinem Versprechen nachgekommen,
für Transparenz zu sorgen, sagte CDU-Fraktionschef Alexander Funk am
Rande der Sondersitzung. «Die Antworten hingegen lassen uns
fassungslos zurück.»

Ende Juni war bekannt geworden, dass ein inzwischen gestorbener
Assistenzarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKS in Homburg von
2010 bis 2014 mehrere Kinder sexuell missbraucht hat. Er soll «nicht
medizinisch notwendige Untersuchungen» im intimen Bereich vorgenommen
haben. Die Eltern der meist fünf bis acht Jahre alten Kinder wurden
bis vor kurzem nicht informiert. Die Staatsanwaltschaft ermittelte
wegen der Behandlung von 34 Patienten. Nach dem Tod des Arztes 2016
wurden die Ermittlungen eingestellt.

«Es gab frühe Hinweise auf pädophiles Verhalten, denen nicht
nachgegangen wurde», kritisierte Funk am Rande der nicht-öffentlichen
Sitzung auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Es gab keine
Kontrollmechanismen, und die gesetzliche Verpflichtung, die Behörden,
die Ministerien und auch den Aufsichtsrat zu informieren, wurde nicht
befolgt.» Die CDU begrüße die Ankündigung des Chefs der
Staatskanzlei, dass nun ein unabhängiger Ermittler eingesetzt werde,
der alle Verdachtsfälle untersuchen werde.

Mehr als zweieinhalb Stunden dauerte am Dienstag die Befragung von
Vertretern des UKS. Am Nachmittag wurde zudem eine Opferanwältin
gehört.

Zunächst war auch ein Bericht von Vertretern des Westpfalz-Klinikums
Kaiserslautern geplant gewesen, wo der Beschuldigte von April 2014
bis 2016 gearbeitet hatte. Nach Rücksprache mit den
Gesellschaftervertretern habe sich das Klinikum jedoch dagegen
entschieden, sagte ein Sprecher. Zum einen könne es «wegen des
eindeutigen Ergebnisses der Taskforce keinerlei inhaltliche Beiträge
oder neue Erkenntnisse liefern», teilte ein Sprecher mit. Zum anderen
sei die gewünschte «Abgabe eines Berichts» an das
Gesundheitsministerium in Mainz bereits erfolgt.