Unnötige Medikamentengabe: Pflegehelfer wegen Mordversuchs angeklagt

Bremen (dpa/lni) - Die Bremer Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen
versuchten Mordes gegen einen 39 Jahre alten Pflegehelfer erhoben.
Dieser soll im vergangenen März zwei Bewohnerinnen eines Pflegeheims
in Bremen vorsätzlich Medikamente verabreicht haben, ohne dass es
dafür eine medizinische Notwendigkeit gab. Eine Bewohnerin sei
dadurch in Lebensgefahr geraten, teilte die Staatsanwaltschaft am
Dienstag mit. Es wird nicht ausgeschlossen, dass es weitere Taten
gibt. Die Ermittlungen laufen.

Der 39-jährige Deutsche war im April festgenommen worden. Bei der
Vernehmung gestand er bereits, einer 75-Jährigen in einem Heim
absichtlich unnötige Medikamente gegeben zu haben. Anschließend
leitete er laut Staatsanwaltschaft Rettungsmaßnahmen ein. Die
Seniorin kam nach der Tat Ende März ins Krankenhaus und musste auf
einer Intensivstation behandelt werden. Auch einer zweiten Bewohnerin
soll er medizinisch nicht indizierte Arzneimittel gegeben haben.

Neben versuchten Mordes lautet die Anklage auch auf gefährliche
Körperverletzung. Der Mann arbeitete seit Mitte Januar als
Festangestellter in dem Pflegeheim in der Bremer Innenstadt. Zuvor
soll er nach eigenen Angaben über eine Zeitarbeitsfirma in rund 35
Bremer Einrichtungen eingesetzt worden sein.

Der Fall erinnert an den verurteilten Patientenmörder Niels Högel,
der am 6. Juni am Landgericht Oldenburg wegen 85 Morden zu
lebenslanger Haft verurteilt wurde. Er spritzte seine Opfer als
Krankenpfleger in Oldenburg und Delmenhorst mit Medikamenten zu Tode.
Dabei brachte er Patienten in lebensbedrohliche Situationen, um sie
zu reanimieren. Viele überlebten das nicht.