Traumatisierte Flüchtlinge warten rund sieben Monate auf Therapie

Berlin (dpa) - Die Bundesregierung unterstützt bundesweit 53
Behandlungszentren für traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer.
Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der
Linksfraktion hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Trotz dieser Unterstützung mussten Betroffene im Jahr 2017 im Schnitt
7,3 Monate auf einen Therapieplatz warten. Wie die Bundesweite
Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und
Folteropfer (BAfF) auf Anfrage mitteilte, lag die durchschnittliche
Wartezeit im Jahr 2016 noch bei sechs Monaten. Die Daten für 2018
liegen noch nicht vor.

Die Mehrheit der 41 Zentren, die der Arbeitsgemeinschaft angehören,
waren in den Jahren 1990 bis 2014 gegründet worden. Seit der
sogenannten Flüchtlingskrise von 2015 kamen 13 weitere
Behandlungszentren hinzu. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft sind
Landesmittel für die Finanzierung der Zentren im Regelfall wichtiger
als die Hilfe vom Bund. Im Schnitt liegt der Anteil der Gelder vom
Land bei 35 Prozent. Die Bundesförderung, die es erst seit 2016 gibt,
macht im Durchschnitt einen Anteil von 12,5 Prozent aus.

Dazu, wie viele Geflüchtete seit 2015 eine Psychotherapie in Anspruch
genommen haben, liegen der Bundesregierung keine Erkenntnisse vor. In
den BAfF-Zentren waren 2017 rund 21 400 Flüchtlinge und Folteropfer
behandelt worden. Im vergangenen Jahr dürfte die Zahl noch etwas
höher gelegen haben.

«Recherchen unabhängiger Stellen deuten darauf hin, dass es sich bei
Suiziden unter Geflüchteten nicht um Einzelfälle, sondern um ein
systematisches Problem handelt», sagte die innenpolitische Sprecherin
der Linksfraktion, Ulla Jelpke. Die Bundesregierung habe aber
offenbar kein Interesse an einer bundesweiten Erfassung, «denn dann
müsste sie sich ja mit dem Thema auseinandersetzen und
Gegenstrategien entwickeln».