Lauterbach: Studie zu Krankenhaus-Schließungen überzogen

Berlin (dpa) - Der SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach hält die
Empfehlung einer Studie, von derzeit 1400 Krankenhäusern nur 600
größere und bessere zu erhalten, für überzogen. «Der Grundtenor d
er
Studie ist zwar richtig», sagte der Gesundheitsexperte der «Passauer
Neuen Presse» (Dienstag). «Aber die Berechnung, dass man bis zu zwei
Drittel der Krankenhäuser abbauen könnte, die halte ich aber für
falsch und überzogen.»

Laut der Untersuchung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung könnte die
Versorgung der Patienten in Deutschland durch die Schließung von mehr
als jedem zweiten Krankenhaus erheblich verbessert werden. Bei
Krankenhäusern und Ärzten stießen die am Montag veröffentlichten
Empfehlungen auf heftige Kritik.

Lauterbach sagte, tatsächlich sei es so, dass mit weniger Kliniken
die Qualität wahrscheinlich steigen würde, «wenn die richtigen
Krankenhäuser geschlossen, fusioniert oder in ambulante Einrichtungen
umgewandelt würden». «Bei weniger Krankenhäusern hätten wir mehr

Pflegekräfte, Ärzte und Erfahrung pro Bett und Patient
und könnten auf überflüssige Eingriffe verzichten.» Der SPD-Politik
er
warnte aber, es dürften nicht die falschen Krankenhäuser geschlossen
werden. «Klar ist: Es darf keine Gewinnmaximierung durch
Krankenhausschließungen geben.» Dringend notwendig sei die Förderung

von Krankenhäusern in dünn besiedelten Regionen und auf dem Land.

Kritik an der Bertelsmann-Untersuchung kam vom Deutschen Städtetag:
«Studien, die einen Konzentrationsprozess mit einer derart
drastischen Zahl von Krankenhausschließungen befürworten, werden der
Situation und dem Bedarf vor Ort nicht gerecht», sagte die
stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Verena Göppert der
«Frankfurter Rundschau» (Dienstag).