Gesundheitsminister wirbt im Kosovo um Pflegekräfte

Deutschland braucht dringend mehr Alten- und Krankenpfleger. Dafür
begibt sich der Gesundheitsminister jetzt sogar auf Werbetour ins
Ausland.

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat am
Montag im Kosovo persönlich um Alten- und Krankenpfleger für
Deutschland geworben. Der Minister traf unter anderem Pflegeschüler,
sprach mit ihnen über ihre berufliche Zukunft und gab Auskunft über
Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland. In der Hauptstadt Pristina gab
es außerdem Gespräche mit Vertretern der kosovarischen Regierung.
Anschließend unterzeichneten beide Seiten eine Vereinbarung zur
Zusammenarbeit.

Darin ist die Rede von einer verstärkten Kooperation auf dem Gebiet
der Gesundheitspolitik, von Austausch und Zusammenarbeit im Bereich
Krankenversicherung, bei der Ausbildung von Mitarbeitern im
Gesundheitswesen und bei der Anerkennung von Abschlüssen. Von dieser
Kooperation sollten beide Seiten profitieren, twitterte das
Bundesgesundheitsministerium: «In Deutschland brauchen wir gut
ausgebildete Fachkräfte, auch aus dem Ausland. Wir können die
Republik Kosovo beim Aufbau der Gesetzlichen Krankenversicherung
unterstützen.» Die Vereinbarung mit dem Kosovo solle außerdem als
Vorlage dienen für ähnliche Projekte mit anderen Ländern.

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) begrüßte
die Initiative. Präsident Bernd Meurer erklärte, er freue sich sehr,
dass Spahn sich erkennbar um die Verringerung der Versorgungslücken
bemühe. Er hoffe, dass die Reise ins Kosovo auch «zu einer
Beseitigung der Probleme in den Botschaften beiträgt und die
Visaverfahren massiv beschleunigt werden». Der bpa ist nach eigenen
Angaben die größte Interessenvertretung privater Anbieter sozialer
Dienstleistungen in Deutschland.

Die Pflegebranche in Deutschland leidet unter großem Fachkräftemangel

- und das bei steigendem Bedarf, weil die Gesellschaft immer älter
wird. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg dauert es
inzwischen 183 Tage, bis Heimbetreiber eine frei gewordene
Pflegestelle neu besetzen können.

Im Kosovo gebe es sehr viele junge arbeitslose Menschen, sagte Spahn.
Es gehe nicht darum, anderen Ländern Pflegekräfte wegzunehmen,
sondern darum, «dass wir mit Ländern kooperieren, die über den
eigenen Bedarf hinaus bei der jungen Bevölkerung ausbilden, und das
ist hier der Fall». Insofern sei das Kosovo ein Musterland für eine
Kooperation, bei der beide Seiten etwas davon hätten.

Die Regierung versucht mit mehreren Maßnahmen, gegen den
Fachkräftemangel in der Pflege anzugehen. Neben der Anwerbung von
Mitarbeitern im Ausland soll auch die Bezahlung verbessert werden.
Möglichst in der gesamten Pflegebranche sollen künftig Tariflöhne
gezahlt werden. Das sieht ein Gesetz vor, dass das Kabinett im Juni
auf den Weg gebracht hatte.