Mehr Zahnarzt-Besuche in Ostdeutschland

Auch wenn es vielen davor graut: Die Mehrheit der Deutschen geht
mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt. Doch auch 30 Jahre nach dem
Mauerfall zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Ost und West.

Berlin (dpa) - Die Ostdeutschen gehen häufiger zum Zahnarzt als die
Patienten in Westdeutschland. In Sachsen waren 77,1 Prozent der
Versicherten im Jahr 2017 mindestens einmal in zahnärztlicher
Behandlung, im Saarland waren es nur 65,2 Prozent. Das geht aus dem
«Zahngesundheitsatlas» der Barmer hervor, den die Krankenkasse am
Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. Zuvor hatten die Zeitungen der
Funke Mediengruppe darüber berichtet.

Danach verzeichneten die fünf ostdeutschen Bundesländer (ohne Berlin)
eine Quote von über 75 Prozent. Im Westen lagen hingegen nur Bayern
und Baden-Württemberg knapp über dem bundesweiten Durchschnitt von
71,5 Prozent.

«Die Gründe für die Unterschiede kennen wir nicht», musste
Studienautor Michael Walter von der Technischen Universität Dresden
allerdings einräumen. Barmer-Chef Christoph Straub vermutet ein
«traditionell höheres Präventionsverhalten» in Ostdeutschland. «Z
udem
werden die Versicherten im Osten vergleichsweise häufig mit
Zahnfüllungen versorgt oder bekommen schadhafte Zähne gezogen.»

Bei den Früherkennungsuntersuchungen für Vorschulkinder verwischen
sich jedoch die Ost-West-Unterschiede: Sachsen, Thüringen und
Brandenburg lagen zwar auch hier weit über dem Bundesdurchschnitt,
aber Spitzenreiter war Bayern mit einer Quote von 42,5 Prozent.
Schlusslicht war auch hier das Saarland, wo nur 27,7 Prozent der
Kinder bei der Früherkennung waren. Bei den Vorsorgeuntersuchungen
für Sechs- bis 18-Jährige schwankte die Teilnahmequote zwischen 72
Prozent in Thüringen und 55 Prozent in Bremen.

Ein deutliches regionales Gefälle zeigte sich auch bei den Kosten für
Kronen, Brücken und Implantate. Die Gesamtkosten je versorgtem
Versicherten lagen in den ostdeutschen Flächenländern mit 1274 Euro
bis 1379 Euro deutlich unter dem Bundesschnitt. Am teuersten war der
Zahnersatz in Niedersachsen mit 1877 Euro. Hauptursache für höhere
Kosten dürfte nach Straubs Worten die verstärkte Wahl von aufwendigem
und ästhetisch ansprechenderem Zahnersatz sein.

Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen für Zahnersatz einen festen
Zuschuss - wer mehr will als die Regelversorgung, muss die Mehrkosten
selbst bezahlen. Deshalb spielt bei der Entscheidung für teurere
Produkte vor allem die Wirtschaftskraft der Versicherten eine Rolle.
So wurden in Bayern und Baden-Württemberg im vorvergangenen Jahr 66
Prozent der Kosten von den Patienten selber übernommen, in
Sachsen-Anhalt lag der Eigenanteil nur bei 47,7 Prozent.