Landärzte gesucht: Stipendium für junge Mediziner als Anreiz

Eine Medizinerausbildung ist begehrt. Ländliche Regionen als
Arbeitsplatz dagegen sind für junge Ärzte häufig nicht attraktiv. Ein

Stipendium soll Anreize schaffen.

Potsdam (dpa/bb) - In den ländlichen Regionen in Brandenburg fehlt es
an Ärzten. Die Situation verschlechtert sich auch, weil nach Angaben
der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) jeder dritte
Brandenburger Hausarzt älter als 60 Jahre alt ist und bald in den
Ruhestand geht. Die Landesregierung hat deshalb am Donnerstag ein
Stipendium für angehende Landärzte gestartet, wie das
Gesundheitsministerium in Potsdam mitteilte.

Junge Mediziner, die nach ihrer Ausbildung in ländlichen Regionen
arbeiten wollen, können sich ab sofort für das Brandenburg-Stipendium
bewerben. Das Stipendium soll monatlich 1000 Euro betragen und kann
bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBB) beantragt werden. Dafür
verpflichten sich die jungen Ärzte, für mindestens fünf Jahre in
ländlichen Regionen zu arbeiten. Die KVBB informiert dazu auch auf
ihrer Internetseite.

Studierende, die bereits ein anderes Stipendium von einer Kommune
oder einem Krankenhausträger erhalten, können sich um ein
Co-Stipendium in Höhe von 500 Euro bewerben. Zudem wird die
Weiterbildung von 20 Medizinern zu Fachärzten finanziell unterstützt.

Gesucht werden nach Angaben des Ministeriums neben Hausärzten
Spezialisten wie Frauenärzte, Psychiater, HNO-Ärzte, Augenärzte oder

Neurologen. Ein KVBB- Sprecher nannte am Donnerstag Städte wie Guben,
Forst (Lausitz), Pritzwalk (Prignitz) und Wittstock (Dosse)
(Ostprignitz-Ruppin), wo Allgemeinärzte gebraucht würden. In
Eisenhüttenstadt und Zehdenick (Oberhavel) fehlten vor allem
Fachärzte.

Gerade in den ländlichen Regionen werde die Situation immer
schwieriger, sagte der Sprecher weiter. Da spielten viele Faktoren
eine Rolle. Beispielsweise seien fehlende Infrastruktur und
Schulangebote für Kinder oder auch keine Arbeit für den Partner
Gründe, warum junge Mediziner auf dem Land nicht arbeiten wollten.
Das Stipendienprogramm solle Anreiz geben, um Mediziner für diese
Regionen zu gewinnen.

Das Brandenburg-Stipendium sei «Wunschdenken», kritisierte
CDU-Landeschef Ingo Senftleben. «Denn so wie das Stipendium derzeit
gestaltet ist, will die Landesregierung baden-württembergische und
bayerische Studenten bezuschussen - in der Hoffnung, dass sie nach
dem Studium eine Karriere in ihrer Heimat in den Wind schlagen und
nach Brandenburg kommen.» Das könne nicht funktionieren, meinte
Senftleben. Der Nachwuchs müsse schon während des Studiums nach
Brandenburg gelockt werden. «Dann schlagen sie hier Wurzeln, machen
Brandenburg zu ihrer Heimat und bleiben als Landärzte.»

Das Programm für Ärzte auf dem Land wurde von der Landesregierung
initiiert und wird aus Landesmitteln finanziert. Dafür sind im
Haushalt für 2019 Mittel in Höhe von 2,4 Millionen Euro und für 2020

3,3 Millionen Euro festgelegt. Für 2021 wird mit 4,3 Millionen und
für 2022 mit weiteren 5,3 Millionen Euro gerechnet.