Abgemagertes Baby Mohamed stirbt - Prozess wird neu aufgerollt

Hamburg (dpa) - Der Prozess um den Tod des unterernährten Babys
Mohamed wird vor dem Hamburger Landgericht neu aufgerollt. Damit
droht den angeklagten Eltern bei einer Verurteilung eine höhere
Strafe. Bislang musste sich das Paar nur vor dem Amtsgericht
verantworten, weil sie ihren zweieinhalb Monate alten Sohn fahrlässig
durch Unterlassen getötet haben sollen. Doch die Staatsanwältin
forderte am Mittwoch, ein Verfahren gegen die Eltern wegen Totschlags
durch Unterlassen am Landgericht zu eröffnen. Ihrem Antrag gab das
Amtsgericht statt.

Die Angeklagten sollen das Baby nach dessen Geburt Ende August 2017
bis zu seinem Tod am 13. November 2017 keinem Kinderarzt vorgestellt
haben, obwohl es chronisch mangelernährt und stark untergewichtig
war. Es wog zuletzt nur 2823 Gramm - weniger als bei seiner Geburt.
Normal wären laut Gutachtern 4700 Gramm gewesen. Die Mutter gibt an,
das Kind regelmäßig gestillt zu haben. Doch entweder habe die Menge
der Milch nicht ausgereicht oder sie habe nicht genug Kalorien
enthalten, ist die Staatsanwaltschaft überzeugt. Der Junge erkrankte
an einer Dickdarmentzündung, litt unter Durchfall. Schließlich starb
das Kind an Kreislaufversagen.

Der schlechte Zustand des Jungen sei auch für medizinische Laien
offenkundig gewesen - zumal für so erfahrene Eltern, erklärte die
Richterin weiter. Trotzdem hätten die Angeklagten, die noch sechs
weitere Kinder haben, ihr Baby nicht zum Arzt gebracht.

«Es handelt sich nicht um ein Augenblicksversagen», sagte die
Richterin. «Das Sterben des kleinen Mohamed hat sich über längere
Zeit hingezogen.» Das Landgericht müsse nun klären, ob die Eltern
sich mit dem Tod ihres Sohnes einfach abgefunden hatten.