Schon mehr als 100 000 digitale Krankschreibungen

Der gelbe Zettel wird zum Auslaufmodell: Schon mehr als 100 000
Krankschreibungen gingen in Pilotprojekten digital an die
Krankenkassen - Tendenz steigend.

Kiel (dpa) - Die digitale Krankschreibung setzt sich offensichtlich
durch. Immer mehr Versicherte der Techniker Krankenkasse (TK) und der
Barmer Ersatzkasse nutzten im Rahmen von Pilotprojekten die
elektronische Alternative zu den bisherigen gelben Zetteln, teilten
beide Kassen am Dienstag in Kiel mit. TK-Versicherte können in
Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Hamburg ihr Attest über
den Arzt digital an die Krankenkasse übermitteln. Anfang Juli ging
die 100 000. Krankschreibung elektronisch bei der TK ein.

Bei der Barmer nutzten den Angaben zufolge allein im Juni 1500
Versicherte diese Option - Tendenz steigend. Vom Jahr 2021 an wird
die digitale Übermittlung vom Arzt an die Krankenkasse für alle
Praxen und Krankenkassen in Deutschland verbindlich sein.

Das Projekt elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)
startete im September 2017 - zunächst in Schleswig-Holstein, später
kamen Ärzte aus Hamburg und Nordrhein-Westfalen hinzu. Außerdem sind
mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) und der TK
zwei Arbeitgeber angebunden, die mit Zustimmung der Versicherten die
Krankmeldung elektronisch übermittelt bekommen. So spart sich der
Arbeitnehmer auch das Einreichen des gelben Scheins beim Arbeitgeber.

«Die digitale Übermittlung vereinfacht die Arbeitsunfähigkeitsmeldung

der Versicherten noch mehr, reduziert die Fehlerquote bei der
bisherigen Datenerfassung und hilft, Kosten zu sparen», erklärte
Schleswig-Holsteins Barmer-Landesgeschäftsführer Bernd Hillebrandt.
Die Patienten müssten sich nicht damit beschäftigen, die
Bescheinigungen einzuscannen oder in die Post zu geben, und auch das
Risiko, das Einreichen zu vergessen, entfalle, ergänzte der Leiter
der TK-Landesvertretung, Sören Schmidt-Bodenstein.

Bislang muss ein Arzt die Krankschreibung dreifach ausstellen - für
den Arbeitgeber, die Krankenkasse und den Patienten. Bei bundesweit
etwa 77 Millionen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen im Jahr kommen
so rund 230 Millionen Papierzettel zusammen.

«Ziel muss es sein, auf die papierne Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
vollkommen zu verzichten und auch die Übermittlung an die Arbeitgeber
oder die Arbeitsagenturen einzubeziehen», sagte Hillebrandt.
Technisch bestünden bereits Datenaustauschverfahren, in die das
Verfahren integriert werden könne. «Die Politik muss dafür aber
zunächst zwingend die rechtlichen Voraussetzungen sowohl für das
Meldeverfahren als auch im Arbeitsrecht schaffen.»