Finanzspritzen für 120 Krankenhäuser auf dem Land

Wie weit ist es bis zur nächsten Klinik? Auf dem Land ist das für
viele eine heikle Frage - nicht nur, wenn es schnell in den Kreißsaal
gehen muss. Neue Zuschläge sollen helfen, Standorte zu erhalten.

Berlin (dpa) - Zur Absicherung wichtiger Angebote für Patienten vor
Ort bekommen Krankenhäuser in ländlichen Regionen künftig extra Geld.

Vorgesehen sind im nächsten Jahr Finanzspritzen für 120 Kliniken von

jeweils 400 000 Euro und damit insgesamt 48 Millionen Euro, wie der
Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) und die
Deutsche Krankenhausgesellschaft am Montag mitteilten. Die Zuschläge
sollen an Häuser gehen, die für Notfallversorgung oder Geburtshilfe
in einer Gegend wichtig sind - und wenn Menschen im Umkreis bei einer
Schließung zu weite Wege etwa bei Unfällen oder Geburten drohten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, ein Krankenhaus vor
Ort sei für viele Bürger ein Stück Heimat. Gerade in gesundheitlichen

Notlagen brauche es eine schnell erreichbare Versorgung. Hintergrund
ist, dass manche Kliniken in dünn besiedelten Gebieten zu wenige
Patienten haben, um die laufenden Kosten zu decken. Denn der Betrieb
wird über Pauschalen für jeden Patienten finanziert.

«Bedarfsnotwendige» Kliniken auf dem Land sollen daher ab kommendem
Jahr einen Zuschlag erhalten - welche Häuser das sind, wird jährlich
neu festgelegt. Auf die aktuelle Liste haben sich die Krankenkassen
und die Krankenhausgesellschaft nun verständigt. Zuerst berichtete
die «Bild»-Zeitung (Montag) darüber.

GKV-Vorstandsmitglied Stefanie Stoff-Ahnis sprach von einer guten
Entscheidung, damit die Menschen auch künftig gerade bei Notfällen
ein Krankenhaus für die Erstversorgung in der Nähe hätten. In Frage
für den Zuschlag kommen Kliniken mit Fachabteilungen für Innere
Medizin und Chirurgie sowie für Geburtshilfe. Zu den Kriterien gehört
auch eine Bevölkerungsdichte von weniger als 100 Einwohnern pro
Quadratkilometer. Berechnet wird zudem, für wie viele zusätzliche
Patienten eine Schließung Pkw-Fahrtzeiten von mehr als 30 Minuten
bedeuteten.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte, die Finanzhilfe möge
kurzfristig helfen. «Doch das Geld ist schnell weg», sagte Vorstand
Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Es fehle weiterhin ein
Zukunftskonzept für die insgesamt rund 2000 Krankenhäuser in
Deutschland. Bisher gebe es aber nichts Neues vom Bund und den
Ländern, obwohl dies für eine älter werdende Gesellschaft dringend
notwendig sei.