Bluttest - FDP: Uniklinik-Aufsichtsrat muss Kontrolle verstärken

Der Komplex Uniklinikum Heidelberg und seine Töchter sind nicht
leicht zu durchschauen. Aber wenigstens der Aufsichtsrat hätte in der
Bluttestaffäre den Durchblick haben müssen, kritisiert die FDP.

Heidelberg/Stuttgart (dpa/lsw) - Der Aufsichtsrat der Uniklinik
Heidelberg muss nach Überzeugung der Landtags-FDP als Folge der
Bluttestaffäre Ausgründungen stärker in den Blick nehmen. «Ohne die

zu laxe Kontrolle wäre die Affäre um den Bluttest für Krebs womögli
ch
gar nicht entstanden», sagte Hochschulexperte Nico Weinmann der
Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Ausgründungen sollten der
Vermarktung von Forschungsergebnissen dienen.

Der Entwickler des Bluttests und Chef der Uni-Frauenklinik, Christof
Sohn, hatte diesen Anfang 2019 als fast marktreif angepriesen, ohne
die üblichen Regeln der Wissenschaftsgemeinschaft zu beachten. Dazu
gehört etwa eine Veröffentlichung in einem Fachjournal. In der
Fachwelt war Sohn deshalb scharf kritisiert worden.

Um den Test im In- und Ausland vermarkten zu können, gründete die
Technology Transfer Heidelberg (THH), eine Tochter der Uniklinik, die
Heiscreen und die Heiscreen NYK. Das Kontrollgremium hat nach Ansicht
von Weinmann das Geflecht der direkten und indirekten
Tochtergesellschaften der Klinik nicht auf dem Schirm gehabt. Es habe
sich mit knappen Berichten abspeisen lassen. Weinmann: «Das Gremium
hätte aber umfassende Informationen etwa zu Investoren gebraucht und
auch einfordern müssen, um die Risiken aus diesem Konstrukt für das
Klinikum abschätzen zu können.» Die FDP hat einen Fragenkatalog vom
Ministerium beantworten lassen.

Der Aufsichtsrat reagierte nach Einschätzung der FDP auf die massive
Kritik an dem Umgang mit Forschungsergebnissen zu spät mit der
Freistellung des TTH-Geschäftsführers und zugleich
Geschäftsbereichsleiters Recht und Drittmittelmanagement der Klinik.
«Da war das Kind schon in den Brunnen gefallen», bedauerte Weinmann.

Nun wolle das Gremium unter Führung der Abteilungsleiterin im
Wissenschaftsministerium, Simone Schwanitz, die Ergebnisse der
externen Untersuchungskommission abwarten. Weinmann sagte: «Ich
wünsche mir, dass der Aufsichtsrat rasch nach der Vorlage im Juli die
erforderlichen Konsequenzen zieht.» Zwar dürfe die Vermarktung von
Hochschulforschung nicht mit bürokratischen Hürden belastet werden,
aber in diesem Fall hätten die Aufsichtsräte die Zügel zu locker
gehalten.